Unterarme liegen auf Teller mit Maßband um die Gelenke

Magersucht

Magersucht bzw. Anorexie ist eine Krankheit. Hier findest du Informationen dazu.

Hast du schon mal davon gehört, dass auch der Umgang mit dem Essen und das Verhältnis zum eigenen Körper quasi erkrankt sein kann? Man spricht dann von Essstörungen. Die Magersucht ist eine davon.

Wie äußert sich eine Magersucht?

Magersucht wird auch als Anorexie oder Anorexia Nervosa bezeichnet. Typisch für eine Magersucht ist ein starker Gewichtsverlust oder ein anhaltendes Untergewicht. Betroffene haben große Angst, zuzunehmen oder zu dick zu sein. Betroffene Personen schränken ihre Nahrungsaufnahme stark ein, obwohl sie schon zu wenig Körpergewicht haben. Trotz alledem empfinden sie sich selbst als unförmig und dick. Große Angst vor einer Gewichtszunahme führt dazu, dass die Gedanken sich dauernd darum drehen, welche Nahrungsmittel, wann, wie und in welcher Menge aufgenommen werden dürfen. Die Angst vor einer Gewichtszunahme kann auch dazu führen, dass die aufgenommene Nahrung erbrochen wird, oder abführende Mittel verwendet werden. Andere betreiben extrem viel Sport um die aufgenommenen Kalorien zu verbrauchen.

Diese dauerhafte Angst und Beschäftigung mit dem Thema Essen, Kalorien und Gegenmaßnahmen wird sehr oft als belastend, Kraft kostend und einschränkend erlebt.

Eine Magersucht ist eine Krankheit, deshalb gibt es dafür auch sogenannte Kriterien mit denen Expert*innen eine Diagnose stellen können.

Kriterien der Anorexie
  • Starker selbst herbeigeführter Gewichtsverlust oder selbst kontrolliertes anhaltendes Untergewicht.
  • Ständige Angst zuzunehmen oder zu dick zu sein. Betroffene fürchten sich davor, die Kontrolle über das Essen und ihr Gewicht zu verlieren.
  • Die Nahrungsaufnahme wird stark kontrolliert: Oft wird sehr wenig gegessen oder besonders auf kalorienreiche Speisen verzichtet. Betroffene zählen oft Kalorien, essen sehr langsam, schneiden ihre Nahrung in ganz mini kleine Stücke oder essen nur nach ganz strengen Zeitplänen.
  • Betroffene versuchen das Zunehmen durch unterschiedliche Maßnahmen zu verhindern. Manche nehmen Medikamente, andere führen Erbrechen herbei. Auch wird oft übermäßig viel Sport gemacht.
  • Personen, die an einer Magersucht erkrankt sind, fühlen sich in ihrem Körper sehr unwohl. Sie empfinden sich auch dann noch als dick und unförmig, wenn sie bereits stark untergewichtig sind. Das wird auch Köperschemastörung bezeichnet.
  • Bei betroffenen Mädchen* bleibt häufig auch die Menstruation aus.
Wie kommt es zu einer Magersucht?

Bei der Entstehung einer Magersucht können verschiedene Auslöser eine Rolle spielen und sich auch gegenseitig beeinflussen. Gleichzeitig kann man auch ähnliches erleben und es entsteht keine Essstörung.

In vielen Fällen beginnt eine Essstörung mit einer einfachen Diät, über die dann die Kontrolle verloren wird. Es fällt dann immer schwerer, sich nicht mit Essen und Gewicht zu beschäftigen und man erlebt das dann schon als eine Art Zwang.

Es kann sein, dass persönliche Eigenschaften bei der Entstehung mitwirken. Z. B. hohe Ansprüche an sich selbst, das Gefühl es anderen recht machen zu müssen, Selbstzweifel oder wenn man sich generell viele Sorgen macht.

Viele Betroffene berichten auch von abwertenden Kommentaren von anderen Personen über ihre Figur oder dass sie sich schlecht fühlen, wenn sie sich mit anderen vergleichen. Gerade auch Body Shaming kann mit eine Rolle bei der Entwicklung von Essstörungen spielen.

Auch kann es sein, dass durch Lob, Zuspruch und Zuwendung von Außen beim Abnehmen die Entwicklung einer Essstörung unterstützt wird.

Die perfekten und überarbeiteten Bilder von dünnen Menschen in Zeitschriften, Social Media, Videos oder Filmen können ebenfalls ordentlich unter Druck setzen und den Wunsch wecken, auch so sein zu wollen.

Auch belastende Lebensumstände können etwas zur Entstehung einer Essstörung beitragen z. B. belastende Ereignisse Zuhause, in der Schule oder Gewalterfahrungen.
Bei solchen Lebensumständen hat man oft einen starken Wunsch, diese besser kontrollieren zu können. Das Bestimmen über das Essen oder Nicht-Essen bei einer Magersucht kann einem auch das Gefühl geben, andere wichtige Dinge in der Hand zu haben.

Auch die körperlichen Veränderungen in der Pubertät können eine Magersucht auslösen. Ein Risikofaktor ist auch Leistungssport. Gerade in Sportarten, bei denen Schlankheit und Körpergewicht großes Thema oder Voraussetzung sind.

Veränderte Selbstwahrnehmung

Bei einer Magersucht kommt es zu einer verzerrten Wahrnehmung vom eigenen Körper. Die eigenen Körperdimensionen werden anders wahrgenommen, als sie tatsächlich sind. Man konzentriert sich z. B. nur noch auf einzelne Körperteile, die man dann als nicht passend, unförmig oder zu dick empfindet.

Es kann auch sein, dass die eigenen Gefühle nicht mehr so gut wahrgenommen werden können oder Körperempfindungen als Gefühle empfunden werden.

Mögliche Folgen von Magersucht

Eine Magersucht ist eine schwere Erkrankung, die zu schweren körperlichen Schädigungen führen und häufig auch lebensbedrohend sein kann.

Zu Beginn der Erkrankung erleben Betroffene häufig positive Gefühle bis hin zu Euphorie. Allerdings hält diese Phase nicht lange an. Das Hungern, das Kontrollieren der Nahrung und die Maßnahmen, um ein Zunehmen in jedem Fall zu verhindern, werden zu einer Art Zwang, zum Lebensmittelpunkt.

Der Körper von Betroffenen wird nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt und so kommt es zu vielen Veränderungen im Körper. Betroffene frieren oft, sind müde. Die Haut beginnt sich zu verändern, wird trocken oder juckend. Bei Mädchen* bleibt die Regel aus, bei Burschen* kann es zum Verlust der Potenz kommen. Der Körper reagiert oft mit dem Wachsen einer Art haarigen Flaums auf der Haut. 

Die Einschränkungen bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme, aber auch das Abführen oder Erbrechen senkt den Spiegel lebenswichtiger Mineralstoffe im Körper (Elektrolyte). Ein nicht ausgeglichener Elektrolythaushalt kann zu plötzlichem Herzstillstand, dauerhaften Herzschäden oder auch zum Tod führen.

Die Mangelernährung und Austrocknung kann auch zu anderen schweren körperlichen Auswirkungen führen wie Nierenschäden oder Nierenversagen, Leberschäden oder Leberversagen, epileptischen Anfällen, Muskellähmungen, Unfruchtbarkeit, Minderung der Knochendichte und dadurch häufigeren Knochenbrüchen oder zu einem lebensbedrohenden multiplen Organversagen.

Eine Magersucht ist wirklich eine schwerwiegende Erkrankung, die Behandlung braucht.

Bist du betroffen?

Hier haben wir nochmal die wichtigsten Anzeichen zusammengefasst, die auf eine Magersucht, oder eine Tendenz zur Magersucht hindeuten können:

  • Hast du Angst davor, dass du Gewicht zunehmen könntest?
  • Hast du Untergewicht?
  • Ist deine Regel ausgeblieben?
  • Machen sich andere Menschen Sorgen wegen deines Gewichts und meinen, dass du zu dünn bist?
  • Verwendest du Mittel zur Gewichtsreduktion, erbrichst du, oder machst du viel Sport um dein Gewicht zu halten oder zu reduzieren?
  • Hängt deine Stimmung und dein Selbstwertgefühl stark von der Anzeige auf der Waage ab?
  • Hast du öfters Kreislaufprobleme? Ist dir öfters schwindelig oder kalt?
  • Vermeidest du manchmal zu essen, wenn du Hunger hast?
  • Beschäftigt dich das Thema Essen täglich? Ertappst du dich öfters beim Kalorienzählen?
  • Hast du das Gefühl, dass du in Bezug auf dein Essverhalten etwas vor anderen Personen verbergen musst?
  • Fühlst du dich schlecht oder schuldig, nachdem du gegessen hast?
  • Treibst du viel Sport, um nicht zuzunehmen?

Tipp

Wir sind in unseren Beratungsangeboten gerne für dich da, wenn du dich in möglichen Anzeichen wiedererkennst! Egal, ob du dir wegen deinem Gewicht Sorgen machst, herausfinden möchtest, ob du betroffen sein könntest, du Hilfe suchst oder einfach nur mal vertraulich und anonym mit uns rund ums Thema Essen reden oder schreiben möchtest.
Ana als Freund*in?

Die Magersucht kann zu Beginn das Gefühl geben, sein Leben irgendwie wieder mehr im Griff zu haben. Gerade wenn Vieles anderes gerade für einen nicht kontrollierbar ist. So als hätte man etwas, an dem man sich festhalten kann. Allerdings ist diese Erkrankung kein*e Freund*in, die einen unterstützt, dass es einem wieder besser geht. Im Gegenteil führt sie dazu, dass es einem Stück für Stück schlechter geht. Sie kann aber dieses Gefühl oftmals lange verschleiern.

Hilfe bei Magersucht

Bei Magersucht gibt es verschiedene Hilfsangebote, die in Frage kommen können. Eventuelle körperlichen Folgen oder Probleme sollten in jedem Fall mit einem*einer Arzt*Ärztin abgeklärt werden. Für die Behandlung der Essstörung gibt es Beratungsstellen, ambulante oder stationäre Hilfe an Kliniken oder Psychotherapie bei niedergelassenen Psychotherapeut*innen.

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