Zwei Mädchen kuscheln miteinander

Homo­sexualität

Was ist Homosexualität? Wie merke ich, ob ich schwul, lesbisch oder bi bin? Wie kann ich mein Coming-out gestalten? Hol' dir hier die Antworten.

Was ist Homosexualität?

Homosexualität ist eine sexuelle Orientierung, bei der die Partner*innenliebe und die sexuelle sowie die emotionale und romantische Anziehung auf das eigene Geschlecht gerichtet ist. Also einfach ausgedrückt bedeutet das, dass Männer* Männer* bzw. Frauen* Frauen* lieben. 

 

Bin ich schwul? Bin ich lesbisch? Bin ich bi? 

Oft lässt sich diese Frage gar nicht so leicht beantworten. Denn gerade in der Pubertät, wo jede*r sich mit seinem*ihrem eigenen Körper, seiner*ihrer eigenen Sexualität und generell mit seiner*ihrer eigenen Persönlichkeit auseinandersetzt, spielt auch die Frage nach der eigenen sexuellen Orientierung eine wichtige Rolle.

Jugendliche können sich in ihrer sexuellen Entwicklung eine Zeit lang zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen. Mädchen* verlieben sich häufig in die beste Freundin, Jungen* fühlen sich zu einem ihrer Kumpels hingezogen. Es kann auch zu zärtlichen Berührungen kommen. Diese Gefühle sind total in Ordnung und normal. Für manche ist das eine Phase in ihrer Entwicklung, ohne wirklich homosexuell zu sein. Für andere sind es Erfahrungen, die es für sie vielleicht klarer machen, dass sie sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen. Und beides ist vollkommen okay. 

Der Weg zum eigenen Bewusstwerden, dass man homosexuell ist, ist sehr individuell. Es kommt dabei vor allem auf die inneren Gefühle an. Manche spüren schon sehr früh, dass sie schwul oder lesbisch sind. Andere kommen erst im Laufe ihres Lebens darauf. Es gibt hierfür keinen richtigen Zeitpunkt, dieser ist für jede*n individuell. Es gibt auch Menschen, die sich zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlen (= Bisexualität) oder die keinerlei bzw. kaum romantische Anziehung gegenüber anderen fühlen/sich also nicht verlieben (= aromantisch) oder die keinerlei bzw. kaum sexuelle Gefühle gegenüber anderen entwickeln (= Asexualität). 
Wie du siehst, gibt es unendlich viele Möglichkeiten der sexuellen Entwicklung und vor allem gibt es nicht die einzig "richtige" Entwicklung. Wichtig ist, dass du den für dich richtigen Weg findest und auf deine Gefühle hörst. 

Wann jemand wirklich sicher weiß, welche sexuelle Orientierung er*sie hat, ist sehr unterschiedlich. Setz dich nicht unter Druck und schau wen du anziehend findest. Wer zaubert dir ein Kribbeln in den Bauch? Wen würdest du vielleicht gerne küssen? Wessen Nähe lässt dein Herz höherschlagen? 

Am häufigsten ist es allerdings, dass Jugendliche im Laufe der Pubertät merkt, wohin die eigene sexuelle Orientierung geht. Fühle in dich hinein, beobachte deine Gefühle, Fantasien und Gedanken und lebe das, was du fühlst.

 

Wie kann ich mein Coming-out gestalten? 

Ist für dich selbst klar, dass du homosexuell bist, dann hast du einen wichtigen Schritt geschafft. Denn das "Outing" vor sich selbst ist für viele ein langer und schwieriger Weg. Jede*r Mensch, egal mit welcher sexuellen Orientierung, braucht Zeit, um seine*ihre eigene sexuelle Identität auch als Teil seiner*ihrer eigenen Persönlichkeit akzeptieren zu können. Das wird auch inneres "Coming Out" genannt.

Viele homosexuelle Menschen stellen sich dann auch die Frage, ob sie anderen anvertrauen sollen, wie sie empfinden. Den engsten Vertrauten, den Freund*innen oder der Familie von seiner*ihrer sexuellen Orientierung bzw. Geschlechtsidentität zu erzählen, wird auch als "Coming Out" bezeichnet.

Jeder homosexuelle Mensch hat einen eigenen Zeitpunkt, eine eigene Art und einen eigenen Umgang mit dem "Coming Out". Für viele ist es eine Erleichterung, diesen Teil ihrer Persönlichkeit nicht länger verstecken zu müssen, andere wählen den Weg, es für sich zu behalten. Das ist eine Entscheidung, die jede*r für sich selbst treffen kann. Wichtig ist nur, dass jede*r hierbei den für sich passenden Weg findet. Es ist deine Entscheidung ob, wann und wem du von deiner sexuellen Orientierung erzählen möchtest. Egal wie du sexuell orientiert bist, diese Information ist etwas sehr Persönliches und du musst diese mit niemandem teilen, wenn du das nicht möchtest! 

Möchtest du diese Information mit Freund*innen bzw. deiner Familie teilen, kannst aber nicht einschätzen wie sie reagieren werden, kann es vielleicht hilfreich sein, sich vorher ein paar Gedanken zu machen: Kenne ich ihre Einstellung gegenüber Homosexualität? Wie reagieren sie auf homosexuelle Paare in Filmen/auf der Straße? Sind sie vielleicht homophob (= haben eine starke Abneigung gegenüber Homosexualität)? Haben sie Vorurteile? Spielen kulturelle Einflüsse eine Rolle? 

Die Beantwortung dieser Fragen kann dabei helfen zu entscheiden wem du dich (als erstes) anvertrauen möchtest. Manchen fällt es leichter sich erstmals einer Person anzuvertrauen, bei der sie sich relativ sicher sind, dass diese keine Vorurteile hat und deshalb gut auf ihr Coming-out reagiert. Dennoch kann es sein, dass sie im ersten Moment überrascht oder vielleicht schockiert reagiert. Gib ihr ein bisschen Zeit sich auf diese neue Information einzustellen.  

Wenn du dir nicht sicher bist, ob, wie bzw. mit wem du über deine sexuelle Orientierung sprechen möchtest, hole dir Unterstützung von einer Beratungsstelle oder melde dich bei uns. 

  • Beratungsstelle Courage
    Es gibt auch Stellen, die spezielle Beratung dazu anbieten. Hättest du gerne Unterstützung, dann scheu dich nicht, sie dir auch zu holen.
  • RosaLila PantherInnen 
    Beratung ist vor Ort in Graz möglich, weitere Beratungsmöglichkeiten sind telefonisch oder per Mail.

Manchen tut es gut, sich mit Menschen in einer ähnlichen Lage auszutauschen. Wie ist es ihnen beim Coming Out gegangen, wo sind Treffen möglich, etc... Im Internet gibt es Foren, die einen solchen Austausch ermöglichen: 

Manche Stellen wie zum Beispiel die Courage, bieten auch Gruppen an, die einen persönlichen Austausch ermöglichen. 

 

So ensteht sexuelle Orientierung nicht 

Wie es zu einer bestimmten Form der sexuellen Orientierung kommt, darüber herrscht keine einheitliche Meinung. Es gibt dazu verschiedene wissenschaftliche Theorien. Widerlegt wurden jedoch Theorien wonach eine homosexuelle Orientierung durch Kontakt mit homosexuellen Menschen, Verführung oder Erziehung entsteht. Dies sind Vorurteile und Gerüchte, die sich leider teilweise hartnäckig halten.

 

Diskriminierung 

Reagieren andere Personen ablehnend dir gegenüber, machen sich dich über dich lustig, beschimpfen dich oder benachteiligen dich aufgrund deiner sexuellen Orientierung? Das ist Diskriminierung und klar nicht in Ordnung. Darüber reden kann guttun, melde dich bei uns! Es gibt auch unterschiedliche Antidiskrimierungsstellen an die du dich wenden kannst. 

 

Rechtliche Situation in Österreich

Liebe ist Liebe, das gilt seit 1. Jänner 2019 rechtlich auch beim Heiraten. Gleichgeschlechtliche Paare können seit diesem Zeitpunkt in Österreich standesamtlich heiraten - die unterschiedlichen Regelungen für verschieden- und gleichgeschlechtliche Paare sind aufgehoben. Jeder Mensch kann nun frei wählen, ob er*sie mit seiner*ihrer Partner*in eine "eingetragene Partnerschaft" oder eine Ehe schließen möchte.
 

Eine eingetragene Partnerschaft ist einer Ehe ähnlich und bringt zahlreiche Rechte, wie auch Pflichten, mit sich. Man geht damit eine verbindliche, auf Dauer angelegte Partnerschaft ein, die staatlich anerkannt und eingetragen ist.

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