Ein Jahr Krieg in der Ukraine:

Rat auf Draht setzt weiter auf Beratung für Geflüchtete

Auch ein Jahr nach Kriegsbeginn ist der Bedarf an Beratungsangeboten speziell für Geflüchtete aus der Ukraine hoch. Eines ist allen Altersgruppen gemein: Der Wunsch nach einem Stück Normalität.

Wien, am 21. Februar 2023. Bereits ein Jahr tobt der Angriffskrieg gegen die Ukraine. Seither sind rund 72.000 Menschen nach Österreich geflüchtet, davon leben allein rund 28.000 aktuell in Wien. Die Belastungen für sie waren und sind enorm. Rat auf Draht (RaD) versucht, den Geflüchteten in dieser schwierigen Zeit mit Rat und Tat zu Seite zu stehen und hat einige niederschwellige Beratungs-  und Informationsangebote eingerichtet.

Seit dem Sommer 2022 werden Chatberatungen für Kinder und Jugendliche und Online-Videoberatungen für Eltern und Bezugspersonen in ukrainischer Sprache angeboten. Diese wurden bereits hundertfach in Anspruch genommen. Im Oktober vergangenen Jahres wurde in Kooperation mit SOS-Kinderdorf der Österreich-Kompass ins Leben gerufen, ein Online-Infoportal, dass die Abbildung möglichst aller relevanten Bereiche des täglichen Lebens zum Ziel hat und den Geflüchteten raschen und unkomplizierten Zugang zu den wichtigsten Informationen zum Leben in Österreich ermöglicht. So finden sich dort aufenthaltsrechtliche Bestimmungen ebenso wie Wissenswertes zu Arztbesuchen, ein Überblick über das Angebot öffentlicher Verkehrsmittel, Informationen zu Schule, Kindergarten und Ausbildung sowie Tipps zur Freizeitgestaltung.

Was beschäftigt geflüchtete Kinder und Jugendliche?

Auch ein Jahr nach Kriegsbeginn sind die Schrecken freilich nicht vergessen. „Die Angst vor dem Krieg ist für viele Kinder und Jugendlichen immer noch ein Thema, viele berichten auch von Depressionen, Einsamkeit und Mobbing. Wir versuchen, ihnen die bestmögliche Hilfestellung zu geben, um diese Traumata zu verarbeiten“, sagt Brigit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147. Allerdings zeigt sich auch, dass die geflüchteten Kinder und Jugendlichen versuchen, wieder ein Stück Normalität zu erhalten. „Freunde zu finden, sich in der Schulklasse zu integrieren oder auch klassische Fragen zum Thema Sexualität und Erwachsenwerden werden in letzter Zeit stärker behandelt“, so Satke.

Ernüchterung bei den Eltern

Dieses Bild spiegelt sich auch bei den Eltern wider: Häufige Themen der Beratungen auf der RaD-Elternseite sind die Adaption in Österreich, veränderte Familienstrukturen, emotionale Probleme und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern sowie Schulprobleme. Gerade die Gespräche der letzten Zeit zeigen, dass die Angst vor dem Krieg zum „Jahrestag“ bei den Geflüchteten wieder besonders präsent ist. „Bei vielen macht sich die Erkenntnis breit, dass es notwendig sein wird, sich hier ein neues Leben aufzubauen, da mit einem raschen Ende des Krieges und einer baldigen Rückkehr in die Heimat vermutlich nicht zu rechnen ist“, sagt Satke.

Die Eltern versuchen aber dennoch, für ihre Familien so viel Normalität wie möglich herzustellen. Denn die am stärksten besuchte Rubrik des Österreich-Kompasses sind mittlerweile die Freizeittipps. Diese wurden kürzlich um besonders niederschwellige, kostengünstige und kostenfreie Möglichkeiten, als Familie etwas zu unternehmen, erweitert.

„Wir wollen mit unseren Angeboten unseren Teil dazu beitragen, den ukrainischen Geflüchteten die Integration in Österreich zu erleichtern und ihnen eine starke Schulter für ihre Sorgen, Probleme und Ängste bieten. Sagen Sie es daher gerne so oft wie möglich weiter“, so Satke.

Großes Nothilfe-Paket seit Kriegsbeginn

Rat auf Draht und SOS-Kinderdorf leisten im Rahmen der Ukraine-Nothilfe seit Kriegsbeginn schnell und so unbürokratisch wie möglich Hilfe. So bietet Rat auf Draht die genannten Beratungs- und Informationsangebote - ganz nach der RaD-Philosophie - niederschwellig und kostenlos an. SOS-Kinderdorf konnte hunderten geflüchteten Kindern und ihre Begleitpersonen Schutz und Hilfe in österreichischen Einrichtungen von SOS-Kinderdorf bieten. Ein weiterer Fokus liegt auf den Gastfamilien-Programmen in mehreren Bundesländern. Am Wiener Hauptbahnhof wurde eine Kinderzone eingerichtet, im Burgenland und in Wien organisiert SOS-Kinderdorf Familien-Cafés für ukrainische Familien: Beratung, Austausch und Erholung stehen dort im Fokus. In der Ukraine selbst hat SOS-Kinderdorf bisher 500.000 Menschen erreicht: Darunter fallen Maßnahmen zur Unterstützung und Stärkung betroffener Familien, Evakuierung und Unterbringung von Geflüchteten sowie psychologische Hilfsprogramme.

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Der Österreich-Kompass ist, da er die Zielgruppe der Erwachsenen anspricht, auf der Elternseite von Rat auf Draht angesiedelt: in deutscher und ukrainischer Sprache. 

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