Enormer Anstieg bei Schulverweiger:innen
Beratungen fast vervierfacht: Immer mehr verzweifelte Eltern melden sich, weil sich ihr Kind weigert, die Schule zu besuchen.
Wien, am 20. Juni 2024. Alle freuen sich auf die kommenden Sommerferien: Schüler:innen, Lehrer:innen und auch Eltern. Für einige Mütter und Väter ist die schulfreie Zeit noch mehr Lichtblick als für andere, denn ihre Kinder weigern sich, die Schule zu besuchen. Tatsächlich nimmt die Zahl der Kinder, die den Unterricht nicht besuchen wollen, immer mehr zu, wie Gespräche von elternseite.at, dem Beratungsangebot von Rat auf Draht speziell für Eltern und Bezugspersonen, zeigen. Meldeten sich im Schuljahr 2022/23 (1. September 2022 bis Stichtag 18. Juni 2023) Juni noch 25 Eltern aufgrund von Schulverweigerung des Kindes, so suchten im aktuellen Schuljahr (September 2023 bis Stichtag 18.6.2024) bereits 93 Väter und Mütter diesbezüglich Hilfe und Unterstützung - ein enormer Anstieg um 272 Prozent.
„Manchmal haben Kinder einfach keine Lust auf Schule und würden lieber zuhause bleiben. Diese vorübergehende Unlust kennen wir doch alle und sie ist auch völlig normal. Hellhörig sollten Eltern werden, wenn sich das Kind regelmäßig oder länger andauernd weigert, in die Schule zu gehen. Eine Schulverweigerung geschieht meist nicht plötzlich, sondern schrittweise“, sagt Lena Kaiser, Psychologin und Beraterin bei elternseite.at von Rat auf Draht. Verliert das Kind zum Beispiel die Lust am Lernen, verweigert immer öfter das Aufstehen oder möchte häufig aus der Schule abgeholt werden, so sind dies erste Warnsignale.
Vielfältige Ursachen
Die Gründe, weshalb sich Kinder weigern, in die Schule zu gehen, sind sehr unterschiedlich, weiß Kaiser: „Die Ängste, Bedürfnisse und Gedanken, die hinter einer Schulverweigerung stecken, können sehr vielfältig sein. Schwierigkeiten mit Mitschüler:innen, Trennungsängste oder zu hoher Leistungsdruck können ebenso ursächlich sein wie Unterforderung, Schwierigkeiten mit Lehrpersonen, Mobbing, familiäre Veränderungen oder psychische Erkrankungen“. Diese Gründe gilt es auch für die Expertinnen von elternseite.at zusammen mit den Müttern oder Vätern in den Gesprächen herauszufinden und dann die entsprechenden Lösungsansätze zu finden.
Wie Eltern richtig reagieren können
Eltern geraten durch die Weigerung jedenfalls enorm unter Druck, gilt doch in Österreich die neunjährige Schulpflicht. „Viele Eltern sind verzweifelt und fragen sich, wie sie richtig reagieren können“, sagt Kaiser. Generell raten die Expertinnen von elternseite.at dazu, sich in die Situation des Kindes hineinzuversetzen, Verständnis zu zeigen und Unterstützung zum gemeinsamen Lösen des Problems anzubieten. Vorwürfe sind fehl am Platz, denn auch für die Kinder selbst ist der Leidensdruck oft nicht zu unterschätzen. Auch ein Austausch mit dem Umfeld des Kindes und den Lehrkräften ist sinnvoll. Außerdem sollten Eltern auch ihr eigenes Verhalten kritisch hinterfragen, etwa ob sie einen zu hohen Leistungsdruck machen. „In belastenden Situationen ist es hilfreich, den Druck herauszunehmen. Beharren Sie nicht auf Top-Leistungen und schnelle Lösungen. Ihr Kind hat gerade eine schwere Zeit. Heben Sie hervor, was es besonders gut kann und was sie großartig finden. Es geht vor allem darum, ihr Kind und nicht die Schulverweigerung zu unterstützen“, rät Kaiser.
„Achten Sie neben Veränderungen im Verhalten des Kindes auch auf körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Magenprobleme oder Schlafstörungen. Sie können mit den Gründen für die Schulverweigerung zusammenhängen. Beobachten Sie, ob Ihr Kind etwa auch an schulfreien Tagen Bauchweh hat“, so Kaiser.
Schule einbeziehen
Am wichtigsten ist, an einem Strang zu ziehen und mit dem Kind zusammenzuarbeiten, um die Schulverweigerung zu lösen. Dafür benötigt es auch den Austausch mit der Schule. „Versuchen Sie herauszufinden, wie gut Ihr Kind in den Schulalltag eingebunden ist und wie die Schule die Situation einschätzt. Zusammen können Unterstützungsmaßnahmen erarbeitet werden. Viele Schulen haben geschultes Personal dafür, das gerne berät und Unterstützung anbietet“, so Kaiser. Wehrt sich das Kind jedoch auf Dauer heftig gegen die Schule oder will gar nicht mehr hingehen, so sollte zusätzlich psychiatrische oder psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch genommen werden.
Ein Gespräch bringt Entlastung
Auch die Beraterinnen von elternseite.at stehen Eltern für alle Fragen rund um Kinder und Erziehung sowie auch speziell zur Schulverweigerung zur Verfügung, um ihre ganz persönliche Situation zu besprechen. „Ein Gespräch kann bereits entlastend wirken und ist der erste Schritt hin zur Lösung“, so Kaiser. Termine buchbar unter: elternseite.at
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