Wien – „Einsamkeit wird als ein Phänomen angesehen, das hauptsächlich ältere Menschen betrifft“, sagt Birgit Satke, Leiterin von Rat auf Draht. „Doch wir wissen aus unserer täglichen Arbeit, dass sich auch viele junge Menschen alleine fühlen. Jugendliche sind zwar über ihre Smartphones ständig miteinander vernetzt, die Sehnsucht nach echter Freundschaft und Gemeinschaft kann aber nicht über Facebook oder Instagram gestillt werden“.
Tipps gegen die Einsamkeit
Das Thema Einsamkeit ist in der Beratung von Rat auf Draht seit vielen Jahren ein Dauerbrenner. Satke: „Niemand ist gerne Außenseiter. Gerade für junge Menschen ist es wichtig, sich als Teil einer Gruppe zu fühlen und sich mit Gleichaltrigen austauschen zu können.“ Wenn Eltern bemerken, dass ihr Kind unter Einsamkeit leidet, gibt es Möglichkeiten zu unterstützen:
- Setzen Sie Ihr Kind nicht unter Druck! Sie sollten auf keinen Fall versuchen, die Persönlichkeit des Kindes zu ändern. Auch die Aufforderung: „Triff dich doch einmal mit deinen SchulkollegInnen“ ist sinnlos und sorgt für Schuldgefühle bei Ihrem Kind, wenn es ihr nicht nachkommt.
- Fragen Sie Ihr Kind nach seinen Wünschen und Zielen: Zu wem genau möchte es gerne Kontakt haben und was verspricht es sich davon? Was wäre dann besser?
- Überlegen Sie mit Ihrem Kind ganz konkrete Schritte, wie es Kontakt herstellen könnte und unterstützen Sie es dabei: „Wollen wir Lisa nächste Woche einmal ins Kino einladen?“ oder „Traust du dich, Felix anzurufen und zu fragen, ob er morgen am Nachmittag zu uns nach Hause kommen möchte?“
- Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Ihre eigenen Erfahrungen mit Freundschaften. Haben Sie sich als Kind auch schon einmal einsam und allein gefühlt? Erzählen Sie Ihrem Kind, wie Sie damit umgegangen sind, denn ihr Kind kann dabei viel lernen.
- Wenn es in der Schule kein Kind gibt, mit dem Ihr Nachwuchs gerne befreundet sein möchte, könnten Sie es zu einem Kurs anmelden. Oft entstehen Freundschaften durch gemeinsame Interessen, wie etwa im Sportverein. Ihr Kind kann so Gleichaltrige fernab der Schulklasse kennen lernen und auf diese Weise einen Neuanfang starten.
Familien unter Druck
Eine repräsentative Umfrage, die das Institut für Jugendkulturforschung im Auftrag von SOS-Kinderdorf im Frühjahr 2019 durchgeführt hat, zeigt, dass sich Kinder auch im Familienverband häufig einsam fühlen. 55 Prozent der befragten Jugendlichen wünschen sich mehr gemeinsame Freizeitaktivitäten mit ihrer Familie, 22 Prozent geben an, zu wenig Zeit zu haben, um wichtige Themen zu besprechen.
Weitere Studienergebnisse: www.sos-kinderdorf.at/familienunterdruck
Rund ein Drittel aller AnruferInnen bei Rat auf Draht gibt an, Probleme mit niemandem besprechen zu können. „Der Druck auf Familien in unserer Gesellschaft nimmt zu und hat eine soziale Isolation unserer Kinder und Jugendlichen zur Folge.“ Angebote wie Rat auf Draht können hier einen wertvollen Beitrag leisten: „Zu wissen, dass rund um die Uhr jemand da ist, dem man sich anvertrauen kann und mit dem man Lösungen erbarbeiten kann, gibt Halt“, so Satke.
Rat auf Draht ist Österreichs wichtigster Notruf für Kinder und Jugendliche. Er wird von SOS-Kinderdorf überwiegend aus Spenden finanziert.
www.rataufdraht.at – www.sos-kinderdorf.at
Spendenkonto: IBAN: AT10 2011 1827 1734 4400
Rückfragen: Rat auf Draht | SOS-Kinderdorf, anna.rad@sos-kinderdorf.at, T.: 0676 / 88144 124