Zahl der Beratungen zu Online-Sucht steigt

Internationaler Safer Internet Day am 5.2. – Tipps von ExpertInnen für verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien

Wien  - Digitale Medien sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Sie sind oft sehr nützlich, können aber auch zur Belastung werden.  „In den Beratungen bei Rat auf Draht merken wir, dass es Kindern und Jugendlichen oft zu viel wird. Das Smartphone ist einerseits ein wichtiges Kommunikationsmittel, andererseits kann das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, auch Stress verursachen“, sagt Birgit Satke, Leiterin von Rat auf Draht.

Bei Rat auf Draht sind die Beratungen zum Thema Online-Sucht im vergangenen Jahr um 12 Prozent angestiegen. „Viele Jugendliche haben Probleme beim Ein- und Durchschlafen, leiden unter Konzentrationsstörungen, Angst und Depressionen“ sagt Satke. Es brauche Regeln, die Kindern, Jugendlichen aber auch den Erwachsenen einen Rahmen geben. „Nur so lernen junge Menschen einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien“, so die Expertin.

Das Expertenteam von Rat auf Draht hat einige Vorschläge für einen entspannten Familienalltag zusammengestellt.
 

Sieben Tipps zum verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien
 

Keine generellen Verbote: Digitale Medien sollten nichts sein, worum Kinder kämpfen müssen. Denn das würde sie zu etwas Besonderem machen. Sie sollten ein Teil von vielen Freizeitmöglichkeiten sein. Das Kind darf zum Beispiel am Handy der Eltern spielen, geht dann zum Radfahren hinaus und am Abend wird vielleicht noch eine Sendung im Fernsehen geschaut. Je größer das Verbot ist, umso interessanter und begehrenswerter gestaltet man Handy, Konsole & Co.

Fokus beibehalten: Wir alle werden ständig abgelenkt. Wir arbeiten, dann schrillt das Handy, wir werden unterbrochen. Kinder vermissen oft die Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Wenn Sie gerade im Gespräch mit ihrem Kind sind, checken Sie nicht zwischendurch Ihr Handy und lassen Sie sich auch nicht durch einen Anruf unterbrechen. Rufen Sie nach dem Ende des Gesprächs zurück. Das Kind merkt die Prioritäten und dass es wichtig ist, bei der Sache zu bleiben. So kann es am Vorbild lernen.

Medienfreie Zeiten: Von früher Kindheit an sollten gewisse Zeiten komplett medienfrei sein. Etwa Essenszeiten. Dabei sollte weder ferngesehen, am Handy gewischt oder Zeitung gelesen werden. Oftmals werden schon Kleinkinder gefüttert, während sie auf ein Tablet schauen. Kinder sollten von klein auf, völlig selbstverständlich, Zeiten ohne Medien erleben.

Ungestörter Schlaf: Auch in der Nacht sollte das Handy entweder außerhalb des Zimmers sein oder zumindest auf Flugmodus geschalten werden. Hier dürfen Eltern ruhig uncool sein. Kindern fällt es oft leichter, in der Schule zu sagen, dass sie die WhatsApp-Nachrichten aufgrund der strengen Eltern nicht beantworten konnten, als zu sagen, sie selbst möchten das Handy in der Nacht ausschalten.

Nachvollziehbarkeit: Regeln sollten nachvollziehbar sein. Erzählen Sie ruhig von eigenen Schwierigkeiten sich z.B. zu leicht ablenken zu lassen. Erklären Sie ganz ehrlich, was Ihnen wichtig ist, respektieren Sie auch die Meinung des Nachwuchses. Gemeinsam aufgestellte und ausgehandelte Regeln werden eher eingehalten.

Eigene Erfahrungen: Kindern fällt es manchmal schwer, sich gegenüber Freunden abzugrenzen. Sprechen Sie darüber, was Freundschaft bedeutet und wie man erklären kann, dass man nicht gleich geantwortet hat. Erzählen Sie auch, wie Sie damit umgehen, wenn beim Blick aufs Handy auf einmal 68 neue Nachrichten in einer WhatsApp Gruppe sind.

Klare Regeln: Achten Sie darauf, dass sich Familienregeln nicht widersprechen. Wenn es handyfreie Zeiten gibt, dann kann das Kind in der Zeit auch nicht erreichbar sein. Treffen Sie klare Vereinbarungen, etwa, dass das Kind zeitnah zurückruft.

Rat auf Draht die offizielle Helpline der EU-Initiative Saferinternet.at
Rat auf Draht ist Österreichs wichtigster Notruf für Kinder und Jugendliche und auch offizielle Helpline der EU-Initiative Saferinternet.at. Das multiprofessionelle Team arbeitet eng mit den Kolleginnen und Kollegen von Saferinternet.at zusammen, um Kindern und Jugendlichen bei Problemen im digitalen Bereich zur Seite zu stehen. Die vielfältigen Themen reichen von Privatsphäre über Cyber-Mobbing und Online-Betrug bis hin zu Jugendschutz und sexueller Belästigung. „Die Zahl der der sexuellen Belästigungen von Kindern um Jugendlichen im Netz steigt leider weiter“, sagt Satke. Rat auf Draht verzeichnete im vergangenen Jahr einen Anstieg von 81 Prozent bei Beratungen zu unerwünschten Kontaktaufnahmen und 77 Prozent mehr Beratungen zum Thema sexuelle Belästigungen im Internet.

Gemeinsames Angebot: Kontaktpersonen bei Facebook, Instagram, Twitter, Snapchat
Gemeinsam mit dem Internetombudsmann verfügt Rat auf Draht über Kontaktpersonen bei sozialen Medien, um beispielsweise bei sexueller Belästigung rasch das Löschen eines Beitrags zu erreichen. Betroffene Kinder und Jugendliche können sich bei Rat auf Draht über alle Beratungskanäle (Telefon, Online, Chat) melden.

Rat auf Draht ist aus ganz Österreich rund um die Uhr kostenlos unter der Nummer 147 erreichbar und wird von SOS-Kinderdorf vorwiegend über Spenden finanziert.

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Rückfragen: Rat auf Draht | SOS-Kinderdorf, martina.stemmer@sos-kinderdorf.at, T.: 0676 / 881 44 243