SOS-Kinderdorf & Rat auf Draht: Schuladministration darf sich kein Sommerloch erlauben!

Bilanz zum Schulschluss: Kinder und Jugendliche weiterhin großen Belastungen ausgesetzt, Handlungsbedarf im Bildungs- und Gesundheitsbereich

„Das vergangene Schuljahr hat alle enorm gefordert, zum Teil deutlich überfordert. Ich hoffe sehr, dass die Kinder und Jugendlichen so etwas nicht noch einmal durchmachen müssen“, sagt Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf. Um das auszuschließen, brauche es im Sommer entsprechende Vorbereitungsarbeiten – von den Schulen, den Bildungsdirektionen und den zuständigen Ministerien. „Hier können wir uns kein Sommerloch leisten.“

Die Gefahr, dass das Infektionsgeschehen im Herbst wieder zunehmen wird, sei nicht gebannt. „Es ist unwahrscheinlich, dass alle Schüler und Schülerinnen bis Ende August geimpft sind. Sie bleiben also auch im nächsten Schuljahr dem Risiko einer Ansteckung ausgesetzt. Hoffentlich gibt es dann bessere Antworten als zuletzt.“

„Business as usual“ richtet großen Schaden an

Doch auch ohne Schul- oder Klassenschließungen können die Schulen nicht einfach weiter arbeiten wie vor der Pandemie, sagt Moser. „Die meisten Kinder und Jugendlichen sind nicht unbeschadet durch diese letzten Monate gekommen. Viele haben Defizite beim Lernfortschritt, eine besorgniserregende Zahl hat psychische Probleme. Wie werden die Schulen im Herbst damit umgehen? Das ist die zweite dringliche Frage.“

Die von Bildungsminister Heinz Faßmann angekündigten zusätzlichen Förderstunden seien bei den Schülerinnen und Schülern nur selten angekommen und auch die Sommerschulen für eine kleine Zielgruppe könnten das Problem nicht lösen. Moser: „Mit business as usual im Herbst werden tausende benachteiligte Kinder weiter abgehängt werden.“

Sowohl das Bildungs- als auch das Gesundheitsministerium seien nun gefordert, für Entlastung zu sorgen, und zwar schleunigst, so Moser. „Die psychosoziale Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Österreich ist fatal. Es braucht hier einen massiven Ausbau -, aber auch kurzfristige Not-Maßnahmen.“

Zahl der Anrufe zu Schulthemen bei Rat auf Draht stark gestiegen

Schulstress und Überforderung war auch bei der Notrufnummer Rat auf Draht in den letzten Wochen und Monaten großes Thema: „Wir verzeichnen massive Steigerungen in dem Bereich. Viele Kinder und Jugendliche haben große Angst vor dem Herbst. Sie fürchten, dass sie den Anschluss verpassen und den Lernstoff nicht bewältigen können“, sagt Rat auf Draht Leiterin Birgit Satke.

Auch der Begriff „Generation Corona“, der in der öffentlichen Debatte immer wieder auftaucht, mache vielen zu schaffen, so Satke: „Vor allem denjenigen, die gerade maturieren. Ihnen wird vermittelt, dass ihre schulischen Leistungen weniger wert sind als jene der Jahrgänge davor. Sie befürchten negative Auswirkungen auf ihre spätere berufliche Laufbahn.“ Auch die Angst vor neuerlichen Schulschließungen im Herbst sei sehr groß, so Satke abschließend.

Rat auf Draht ist unter 147 rund um die Uhr aus ganz Österreich erreichbar. Der Anruf kostet nichts und ist anonym. Rat auf Draht ist Österreichs wichtigster Notruf für Kinder und Jugendliche. Er wird von SOS-Kinderdorf vorwiegend über Spenden finanziert.

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