Täglich 4 Beratungen zum Thema Suizid

Zum Welttag der Suizidprävention vermeldet Österreichs wichtigste Helpline für Kinder und Jugendliche besorgniserregenden Anstieg bei Beratungen zu Suizidgedanken.

Wien - Am 10. September ist Welttag der Suizidprävention. „Suizid zählt zu den häufigsten Todesursachen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen weltweit und wird trotzdem immer noch als Tabu-Thema behandelt“, sagt Birgit Satke, Leiterin von Rat auf Draht. „Zum Welttag der Suizidprävention wollen wir das Bewusstsein dafür schärfen, dass viele junge Menschen mit Suizidgedanken kämpfen.“

Wie groß die psychische Belastung von Jugendlichen ist, zeigen aktuelle Zahlen von Rat auf Draht. „Die Dramatik und Dringlichkeit der Themen hat seit dem ersten Corona-Lockdown stark zugenommen. Statt über Liebeskummer oder die erste Reise ohne Eltern führen wir immer mehr Gespräche zu Angstzuständen, Essstörungen und Suizid“, so Birgit Satke, Leiterin von Rat auf Draht. „Die Beratungen zum Thema Suizid sind im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent gestiegen.“

„Aus Gesprächen mit Anrufer*innen, wissen wir, dass sich Menschen in Verbindung mit Suizidgedanken oft zu kraftlos fühlen, um einen Ausweg aus einer schwierigen Situation zu erreichen, oder sie überhaupt keine Freude an Dingen empfinden, die ihnen früher Spaß gemacht haben. In solch massiv belastenden und scheinbar ausweglosen Situationen sind junge Menschen oft emotional äußerst eingeengt. Das führt dazu, dass sie die Tragweite bestimmter Überlegungen und Handlungen nicht real abschätzen können“, so Satke. Gerade dann ist Hilfe und Unterstützung von außen besonders wichtig.

Rat auf Draht ist für Kinder und Jugendliche rund um die Uhr sieben Tage pro Woche erreichbar. „Wichtig ist, gemeinsam mit den Betroffenen zu überlegen, wie wir schnell für Entlastung sorgen können“, sagt Satke. „Etwa indem sich der oder die Jugendliche eine Vertrauensperson im direkten Umfeld sucht.“ Auch an Krisenzentren und andere Einrichtungen, die therapeutische Unterstützung anbieten, vermittelt Rat auf Draht bei Bedarf weiter. „Ein Problem hierbei ist, dass bereits vor der Corona-Krise rund 70.000 kassenfinanzierte Therapieplätze für Kinder und Jugendliche in Österreich gefehlt haben. Das Angebot müsste dringend massiv ausgebaut werden“, so Satke.

Wie können Angehörige helfen?
Wenn die eigenen Kinder von Suizidgedanken betroffen sind, ist das für die Eltern eine zutiefst schwierige Situation. Trotzdem gibt es Dinge, die Sie als Elternteil tun können, weiß Corinna Harles von der Rat auf Draht Elternseite: „Es gilt, im offenen Gespräch zu bleiben und liebevoll nachzufragen. Nehmen Sie sich Zeit und nehmen Sie die Sorgen Ihrer Kinder ernst.  Denn die Probleme fühlen sich für Betroffene unlösbar an. Auch dann, wenn sie von außen betrachtet, vielleicht so wirken, als könnten sie leicht gelöst werden. Scheuen Sie sich nicht, Suizidgedanken direkt anzusprechen“, so die Expertin.  „Ebenso gilt es zu vermitteln, wie man sich entspannt. Aber auch, wie es ist, wenn es einem mies geht. Erzählen Sie von Momenten in denen es Ihnen schlecht gegangen ist. Beschreiben Sie, wie sich das angefühlt hat, dass sie möglicherweise gar keinen Ausweg gesehen haben und wie sich dieser dann aber doch ergeben hat“, so Harles.
 

Rat auf Draht ist Österreichs wichtigster Notruf für Kinder und Jugendliche. Er wird von SOS-Kinderdorf überwiegend über Spenden finanziert. Die Elternseite bietet fachlich fundierte Information und individuelle Video-Beratung für Eltern und Bezugspersonen.
 

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Rückfragen: Rat auf Draht | SOS-Kinderdorf, anna.radl@sos-kinderdorf.at, T.: 0676 / 88144 124