Mädchen sitzt verzweifelt am Boden.

Von zuhause abhauen?

Es kann schon mal sein, dass einem alles zu viel wird und man einfach nur mehr weg möchte. Abhauen, Weglaufen oder von zuhause wegbleiben sind meistens keine langfristigen Lösungen. Welche Möglichkeiten es gibt, erfährst du hier.

 

Es gibt viele Gründe, warum man man vielleicht mal daran denkt, von zu Hause abzuhauen oder einfach nicht mehr nach Hause zu kommen. Streit mit den Eltern, wenig Rückzugsmöglichkeiten, die Eltern verbieten das Übernachten bei dem*der Freund*in, sind gegen deine Beziehung oder deine Freund*innen, behandeln dich ungerecht, schränken dich ein oder drohen dir. Es kann auch vorkommen, dass man als Schutz vor Gewalt oder sexuellen Übergriffen überlegt, von zuhause auszureißen.

Tipp

Vielleicht hast du schon versucht, mit deinen Eltern die Probleme zu besprechen und es hat sich aber keine gute Lösung gefunden. Wir überlegen gerne mit dir in unseren Beratungsangeboten, was du noch versuchen kannst!

Zoff in der WG

Auch in einer betreuten WG oder Kriseneinrichtung kann es mal schwierig werden. Probleme mit Mitbewohner*innen, Betreuer*innen oder Frust über die Situation mit den Eltern können auch mal zu viel werden. Vielleicht kommt dir der Gedanke, einfach abzuhauen. Bleib mit deinen Gedanken nicht allein. Hole dir Unterstützung. Gibt es Betreuer*innen, denen du dich anvertrauen kannst? Wir können auch gerne mit dir überlegen, was eine Lösung sein kann. Gerade eine Außensicht hilft oft weiter, weil man selbst oft nur einen eingeschränkten Blick auf die eigene Situation hat.

Kinder- und Jugendanwaltschaften

Treten immer wieder Probleme in der betreuten WG oder Kriseneinrichtung auf? Hast du das Gefühl, dass sich Betreuer*innen nicht gut um dich kümmern? Gibt es Missstände? Hast du Probleme mit deinem*deiner Sozialarbeiter*in von der Kinder- und Jugendhilfe? Dann kannst du dich auch an die Kinder- und Jugendanwaltschaft in deinem Bundesland wenden. Die KiJAs haben vom Gesetz her den Auftrag, bei Problemen in der WG, der Kriseneinrichtung oder bei Problemen mit dem*der Sozialarbeiter*in zu helfen.

Abhauen – Wohin?

Wenn du abhauen willst oder schon weggelaufen bist, stellt sich die Frage, wo du hingehen kannst. Auf der Straße zu bleiben, ist meistens keine Option. Auf der Straße zu leben, ist richtig hart. Man hat keinen Schutz vor Kälte und Nässe. Es kann auch schwierig sein, genug Essen aufzutreiben. Zusätzlich gibt es auch viele Gefahren, denen man dann ausgesetzt ist.

Auf der Straße besteht etwa die Gefahr, abhängig von anderen Personen zu werden. Wenn es darum geht, z. B. um Geld oder einen Schlafplatz zu fragen. Du kannst an eine Person kommen, die deine Notlage ausnützen will. Sie könnte dich unter Druck setzen und „Gegenleistungen“, wie z. B. sexuelle Handlungen verlangen.

Klar gibt es Situationen, wo man schnell von zu Hause weg muss. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, kurzfristig bei Freund*innen unterzukommen. Bist du noch nicht 16 Jahre alt, sollten die Personen, die dich aufnehmen, deinen Eltern, der Polizei oder der Kinder- und Jugendhilfe (Jugendamt) Bescheid geben, wo du bist. Sonst können sie eventuell wegen Kindesentziehung ein Problem bekommen.

 

Notschlafstellen

In einigen größeren Städten gibt es Notschlafstellen für Jugendliche, wo du vielleicht einen Schlafplatz finden kannst. Dort arbeiten oft auch Sozialarbeiter*innen. Wenn du willst kannst du auch mit ihnen besprechen, wie es weitergehen kann.

Die Kinder- und Jugendhilfe

Die Kinder- und Jugendhilfe (früher Jugendamt genannt) hat verschiedene Möglichkeiten, dir bei Konflikten in der Familie zu helfen. Sie kann z. B. mit dir oder auch gemeinsam mit deinen Eltern Beratungsgespräche führen oder eine Hilfe durch eine Beratungsstelle ermöglichen. Manchmal reicht diese Hilfe nicht aus. Dann kann auch eine Krisenunterbringung (z. B. in einem Krisenzentrum) in Frage kommen. Eine Krisenunterbringung ist einmal vorläufig und heißt nicht, dass eine Rückkehr zu den Eltern nicht in Frage kommen kann. Während der Krisenunterbringung wird geschaut, ob sich an der Situation mit den Eltern etwas verbessern lässt oder nicht.

Junge rennt durch den Wald

 

Ausgerissen – Was macht die Polizei?

Von zu Hause weglaufen ist nicht strafbar – du kannst deswegen nicht vor Gericht landen. Die Polizei hat aber die Aufgabe, Eltern bei der Ermittlung des Aufenthaltsorts und der Zurückholung von abgängigen Kindern und Jugendlichen zu unterstützen.

Wenn die Eltern eine Abgängigkeitsanzeige machen (das ist jederzeit ohne Wartefrist möglich), nimmt die Polizei die Daten und eine Beschreibung des*der Abgängigen auf und bittet die Eltern um ein Foto. Die Daten werden in einer Fahndungsdatei gespeichert und können von der Polizei z. B. bei Personenkontrollen, abgerufen werden. Die Polizei wird mit Hilfe der Eltern oder anderen nahestehenden Personen versuchen, herauszufinden, was die Gründe für das Weglaufen sind. Je nachdem, was für ein Bild sich daraus ergibt, können weitere polizeiliche Schritte in Frage kommen.

Die Polizei kann die Eltern auch fragen, ob sie ihre Zustimmung geben, dass nach dir öffentlich in Medien z. B. in Zeitungen oder im Internet gesucht wird.

Tipp

Gib deinen Eltern (oder der WG) Bescheid, dass dir nichts zugestoßen ist und dass du nur eine Auszeit brauchst. Dann ersparst du dir und deinen Eltern einige Sorgen und verhinderst, dass eine Suchmeldung mit deinem Foto in Zeitungen oder im Internet veröffentlicht wird!

 

Alternativen zum Abhauen

Woanders wohnen

Vielleicht ist es möglich, mit deine Eltern zu vereinbaren, dass du eine Zeit lang woanders wohnen kannst z. B. bei den Großeltern, volljährigen Geschwistern oder anderen Verwandten. Vielleicht sogar bei einem*einer Freund*in, wenn eure Eltern das erlauben. Versuche den Eltern deine Gefühlslage zu erklären. Teile ihnen mit, wie dringend du eine Auszeit brauchst. Vielleicht gibt es auch eine Person, die statt dir mit den Eltern reden kann. Als eine Art Vermittlungsperson.

Auch Schulinternate können manchmal eine Alternative sein.

Hilfe in Anspruch nehmen

Du hast wahrscheinlich schon einiges versucht, um die Probleme zu Hause zu lösen. Manchmal ist es aber leichter möglich, mit Hilfe von Beratungsstellen etwas zu verändern. Kannst du dir für dich vorstellen einmal eine Beratung (z. B. in einem Kinderschutzzentrum) auszuprobieren oder deiner Familie vorzuschlagen gemeinsam zu einer Beratungsstelle (z. B. einer Familienberatungsstelle) zu gehen?

Falls du von zu Hause weggelaufen bist oder du es zu Hause nicht mehr aushältst, kannst du dich gerne bei uns melden.

Kostenlose telefonische Hilfe rund ums Thema Ausreißen und Weglaufen gibt es auch bei der

 

 

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