Nägelbeißen
Besonders bei Kindern lässt sich dieses Verhalten oft beobachten - gedankenversunken wird an den Fingern und Nägeln herumgekaut. Aber auch viele Jugendliche und Erwachsene greifen, besonders in Stresssituationen, auf dieses Verhalten zurück, denn es hat auf die Betroffenen meist eine entspannende Wirkung. Oft ist das harmlos und vergeht auch wieder, sobald sich die Stress- oder Konfliktsituation im Leben des/der Betroffenen aufgelöst hat.
Nägelbeißen kann aber auch chronisch werden. Das bedeutet, dass man immer wieder auf diese Verhaltensweise zurückgreift, obwohl man das gar nicht möchte. Wir haben einige Tipps zur "ersten Selbsthilfe" zusammengestellt, wie du versuchen kannst, dir diese lästige Angewohnheit wieder abzugewöhnen.
Tipp
Kurzfristige Soforthilfe
- Maniküre statt Kauen! Greife in dem Moment, in dem du zu Kauen beginnen willst, ganz bewusst zu Nagelputzer, Nagelfeile oder Lack und beginne mit einer Maniküre!
- Sorge für Ersatz! Schau, dass du immer ein paar Zahnstocher aus Holz griffbereit hast und versuche im Fall der Fälle für einige Minuten auf einem davon herum zu kauen.
- Manchen Betroffenen hilft es, Stoffhandschuhe zu tragen.
- In Apotheken gibt es verschiedenen Tinkturen und spezielle Lacke, welche besonders bitter schmecken. Das kann unter Umständen hilfreich sein, wenn du meist gar nicht bemerkst, dass du gerade an deinen Nägeln kaust. Durch den bitteren Geschmack fällt es dir dann gleich auf.
- Entspannungstechniken, wie beispielsweise mehrmals ganz bewusst tief in den Bauch einzuatmen und durch den Mund auszuatmen oder von 30 rückwärts zu zählen, können dabei helfen, dem ersten Impuls des "Beißenwollens" zu widerstehen.
Nägelbeißen ist ein Symptom
Letztendlich handelt es sich beim Nägelbeißen um ein Symptom. Versucht man es zu unterdrücken, kann es sein, dass es in anderer Form wieder zum Vorschein kommt. Deshalb ist es wichtig, heraus zu finden, in welchen Situationen man auf dieses Verhalten zurückgreift bzw. welche Gefühle man glaubt, durch das Nägelkauen "besser" aushalten zu können.
Beispiele:
Du kaust meistens an deinen Fingern herum, wenn du alleine zu Hause bist. Überlege dir warum das so sein könnte. Fühlst du dich vielleicht in diesem Moment einsam? Dann könnte es vielleicht helfen, in solchen Momenten mit eine/m Freund/in zu telefonieren oder zu chatten.
Wenn eine Schularbeit ansteht oder du ein Referat halten musst, sind deine Nägel schon Tage davor fast komplett abgekaut? Dann versuche dich gezielt zu entspannen (z. B. durch Sport, Musik hören, Ablenkung, ...).
Auch Langeweile kann ein Grund dafür sein, weshalb man beginnt an den Fingern zu beißen und zu kauen. Hast du das Gefühl, dass das bei dir der Fall ist, kannst du versuchen, etwas gegen deine Langeweile zu unternehmen, indem du dir z. B. ein neues Hobby suchst.
Professionelle Hilfe
Manchmal kann es sein, dass man es alleine nicht schafft, das Nägelbeißen sein zu lassen. Vor allem dann, wenn es durch das Beißen immer wieder zu Entzündungen des Nagelbetts kommt oder man so "tief" beißt, dass Wunden entstehen, ist es notwendig, sich Unterstützung zu holen. Ein erster Ansprechpartner ist der/die Hausarzt/-ärztin, der/die einen gegebenenfalls auch an andere Fachpersonen weiter verweisen kann.
Nachdem die Ursachen des Nägelbeißens in den meisten Fällen im Zusammenhang mit Problemen und Sorgen oder Gefühlen im Allgemeinen stehen, kann es hilfreich sein, sich an eine psychologische Beratungsstelle zu wenden. Im vertraulichen Gespräch kann man den Ursachen des Nägelbeißens auf den Grund gehen und gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten suchen.