Mädchen sitzt traurig am Boden

Meine Eltern vernach­lässigen mich

Deine Eltern kümmern sich nicht um dich? Es gibt kein Essen? Sie haben nie Zeit? Hier gibt es Infos, was du tun kannst.


Vernachlässigung, was ist das?

Kinder haben Rechte und Eltern somit auch Pflichten. Sie müssen ihre Kinder mit ausreichend Liebe, Zuwendung und Fürsorge behandeln, sie auch mit "materiellen Dingen" wie z.B. genügend Nahrung, Kleidung, Medizin etc. versorgen und ein Umfeld schaffen, in dem das Kind gesund aufwachsen und seine Fähigkeiten frei entwickeln kann.

Erfüllen Eltern über einen längeren Zeitraum diese Pflichten nicht, spricht man von Vernachlässigung. Vernachlässigung ist verboten, denn sie gefährdet die Gesundheit und Entwicklung von Kindern.
 

Beispiele für Vernachlässigung

Anzeichen für Vernachlässigung sind zum Beispiel

  • im Winter kalte, ungeheizte Räume
  • schmutziges, kaputtes Gewand
  • keine Möglichkeit sich zu waschen
  • kein Schlafplatz
  • nicht genug zu essen und trinken
  • keine Person, die für einen da ist
  • dauerndes alleine zu Hause sein
  • niemand kümmert sich, ob Kinder in die Schule gehen
  • keine Unterstützung bei Problemen
  • kein Schutz vor eventuellen Gefahren
  • keine liebevollen Zuwendungen

In keiner Familie läuft alles perfekt. Ist die Heizung einen Tag lang kaputt, die Kleidung mal verschmutzt, funktioniert einmal das Warmwasser nicht oder die Eltern haben mal ein paar Tage nicht viel Zeit für einen, handelt es sich nicht um Vernachlässigung.
Ist ein Kind aber über einen längeren Zeitraum, also z.B. über mehrere Wochen und Monate, so ungesunden Bedingungen ausgesetzt, spricht man von Vernachlässigung.

Auch das Alter des Kindes spielt eine Rolle. Von einem 16 Jährigen etwa kann man bereits erwarten, dass er nicht ständig eine Aufsichtsperson benötigt und sein Essen auch mal selbst zubereitet.
 

Hilfe für Betroffene!

Erkennst du dich in den Beispielen wieder, dann hol dir Hilfe!

Tipp


Vertrau dich jemandem an!

Überlege, welche erwachsene Person es in deinem Umfeld gibt, der du vertrauen kannst und bei der du das Gefühl hast, dich auch in so einer schwierigen Situation hinwenden zu können. Das könnten z.B. Oma, Opa, Tante, Onkel, erwachsene Geschwister, (Vertrauens-)Lehrer*innen, Nachbar*innen oder auch die Eltern eines*einer Freund*in sein.

Beratungsstellen, an die du dich wenden kannst

Wenn es in deinem Umfeld niemanden gibt, dem du dich anvertrauen kannst oder du lieber mit einer außenstehenden Person reden möchtest, dann hast du die Möglichkeit, dich an eine Beratungsstelle zu wenden.
Dort kannst du zunächst einmal mit jemandem über deine Situation sprechen und mit dieser Person gemeinsam überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, um deine Situation zu verbessern.

Beratungsstellen an die du dich wenden kannst, sind die Kinder - und Jugendanwaltschaft und das Kinderschutzzentrum

Du kannst dir auch jederzeit bei uns am Telefon rund um die Uhr, anonym und kostenlos Hilfe holen oder einfach nur mal deine Sorgen loswerden. Wenn du möchtest, können wir mit dir gemeinsam, über eine Konferenzschaltung, Kontakt zu einer Beratungsstelle aufnehmen. Das bedeutet, dass du in der Leitung bist, jemand von Rat auf Draht und jemand von der dritten Stelle, also z.B. dem Kinderschutzzentrum oder auch der Kinder- und Jugendhilfe. So ist jederzeit beim Gespräch jemand mit dabei und du musst den ersten Kontakt nicht alleine herstellen. So kannst du dich auch anonym erkundigen, wie dir diese Einrichtungen vielleicht weiterhelfen können.


Die Kinder- und Jugendhilfe (früher Jugendamt genannt)

Du kannst dich auch direkt an die Kinder- und Jugendhilfe (früher Jugendamt genannt) wenden. Die Kinder- und Jugendhilfe wird sich im Gespräch mit dir ein Bild von der Situation in deiner Familie machen.

Es kann sein, dass sie zu dem Schluss kommen, dass es mit ihrer Unterstützung gelingen kann, dass du in Zukunft wieder gut versorgt zu Hause leben kannst. Die Kinder- und Jugendhilfe kann dazu vielleicht eine Familienberatung oder Familienbegleitung anbieten.
Eine andere Möglichkeit ist, dass sie zu der Meinung gelangen, dass du zu Hause auch mit Unterstützung nicht gut aufgehoben bist. In diesem Fall findest du einmal in einer Krisenbetreuungseinrichtung Unterschlupf. Während der Zeit dort, wird dann überlegt, wie es weiter gehen kann.

Außerhalb der Öffnungszeiten der Kinder- und Jugendhilfe, kannst du dich auch direkt an eine Krisenbetreuungseinrichtung wenden.

Während der Öffnungszeiten der Kinder- und Jugendhilfe (meistens Mo-Fr 8-16 Uhr) kann dich die Krisenbetreuungseinrichtung nur in Absprache mit der Kinder- und Jugendhilfe aufnehmen.

Tipp


Kennst du Betroffene?

Hast du das Gefühl, dass jemand in deinem Umfeld von Vernachlässigung betroffen ist, dann sprich mit einer erwachsenen Vertrauensperson über deine Vermutung! Erzähle möglichst genau, was du beobachtet hast. Gemeinsam könnt ihr überlegen, was weiter getan werden soll. Eine Möglichkeit ist z.B. eine*n Vertrauenslehrer*in einzuschalten oder auch die Vermutung bei der Kinder- und Jugendhilfe zu melden.


Gut versorgt und trotzdem unglücklich

In der Alltagssprache hat Vernachlässigung aber oft auch eine andere Bedeutung. Ist es in einer Familie mal stressig, kann es schon sein, dass obwohl man eigentlich gut versorgt ist, man das Gefühl hat, zu kurz zu kommen. In diesem Fall solltest du auf deine Eltern zugehen und ihnen sagen, dass du gemeinsame Zeit mit ihnen vermisst. Gerade in stressigen Zeiten, bemerken Eltern manchmal gar nicht, dass sie kaum mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen. Nur, wenn du mit deinen Eltern sprichst, können sie auch etwas verändern. Versucht fixe Termine auszumachen, an denen ihr wieder etwas gemeinsam unternehmt.

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