Mutter zerrt Tochter gewalttätig am Arm

Wenn zu Hause die Gewalt regiert

Viele Kinder und Jugendliche erleben zu Hause körperliche und psychische Gewalt. Was du tun kannst, wenn du betroffen bist, kannst du hier erfahren.


Niemand darf dir gegenüber Gewalt anwenden - auch deine Eltern nicht!

Sowohl körperliche als auch psychische Gewalt ist vom Gesetz her verboten. Egal ob und was du "angestellt" hast, kein Grund rechtfertigt Gewalt dir gegenüber! Nicht du trägst die Schuld, sondern die Person, die dir gegenüber Gewalt anwendet. Egal wie frech, fies oder unartig du auch immer gewesen sein magst!
 

Körperliche Gewalt

Wahrscheinlich hast du den Begriff schon öfter gehört und hast auch eine Idee was damit gemeint ist, aber wie sieht körperliche Gewalt wirklich aus?

Körperliche Gewaltätigkeiten sind Handlungen, die dem Opfer körperlich weh tun. Schlagen, Treten, an den Haaren Reißen, Ohrfeigen, heftiges Schütteln sind nur einige Formen von körperlicher Gewalt.
 

Psychische Gewalt

Auch Worte, die Art wie man behandelt wird oder gerade das, was nicht gesagt oder getan wird, kann verletzen. Unter psychischer Gewalt versteht man z. B. wenn man immer wieder "runter gemacht", beschimpft, verspottet, beleidigt oder eingeschüchtert wird. Psychische Gewalt ist aber auch, wenn einem bewusst Angst gemacht wird, man gedemütigt, schikaniert, ständig zurück gewiesen oder bloß gestellt wird.
Diese Form der Gewalt ist nicht so offensichtlich, wie körperliche Gewalt. Sie geschieht "unauffälliger", ist aber nicht weniger schmerzhaft.
 

Gewalt in der Familie - Verletzungen durch vertraute Personen

Gewalt tut immer weh, aber gerade wenn man durch eine Person verletzt wird, die man lieb hat, ist es besonders schlimm. Denn dann ist man zwischen verschiedenen Gefühlen hin und hergerissen, die Grenzen zwischen "gut" und "böse", "lieb" und "nicht lieb" verschwimmen. Das ist auch völlig normal! Doch gerade dieses "Durcheinander der Gefühle" macht es einem oft noch schwerer, sich Hilfe zu holen. Man möchte zwar, dass die Gewalt aufhört, hat aber auch Angst, Mama oder Papa zu verlieren.
 

Bist du betroffen - Hol dir Hilfe!

Kinder und Jugendliche, die Gewalt in der Familie erleben, spüren meist ganz genau, dass das, was zu Hause vor sich geht, nicht in Ordnung ist. Gleichzeitig schämen sie sich aber auch dafür oder haben Angst und trauen sich deshalb oft lange Zeit mit niemandem darüber zu sprechen. Das Gefühl selbst daran Schuld zu sein, die Angst einen Elternteil zu verlieren oder die Situation noch zu verschlimmern, macht es zusätzlich schwer, sich Hilfe zu holen. Dabei liegt die Schuld bei der Person, die Gewalt ausübt und diese Person sollte sich dafür schämen. Oft machen die Täter*innen durch Drohungen bewusst Angst und schüren Schuldgefühle, da sie verhindern wollen, dass sich ihre Opfer Hilfe holen.

Dabei ist es wichtig, dass du dir Hilfe holst, wenn du von Gewalt betroffen bist. Denn nur dann kann sich die Situation verbessern.

Tipp


Vertrau dich jemandem an

Überlege, welche erwachsene Person es in deinem Umfeld gibt, der du vertrauen kannst und bei der du das Gefühl hast, dich auch in so einer schwierigen Situation hinwenden zu können. Das könnten z. B. Oma, Opa, Tante, Onkel, erwachsene Geschwister, Lehrer*innen, Nachbar*innen oder auch die Eltern einer*eines Freund*in sein.
Wenn "nur" ein Elternteil gewalttätig ist, kannst du dich auch an den jeweils anderen wenden. Erzähle ganz ehrlich, was dir passiert ist und dass du Hilfe benötigst. Jeder einzelne Elternteil muss dafür sorgen, dass dir nichts passiert, wenn der andere Elternteil gewalttätig ist.

 

Beratungsstellen, die dich unterstützen können

Kinder- und Jugendhilfe

Wenn du willst kannst du dich auch direkt an die Kinder- und Jugendhilfe (Jugendamt) wenden. Die Kinder- und Jugendhilfe hat verschiedene Möglichkeiten dir und deiner Familie zu helfen. Welche Möglichkeiten es gibt, kannst du hier erfahren:


Wenn du es zu Hause gar nicht mehr aushältst

Traust du dich gar nicht mehr nach Hause oder möchtest du sofort von zu Hause weg, kannst du dich manchmal auch direkt an eine Krisenbetreuung wenden. In Wien gibt es z. B. Krisenzentren. Diese arbeiten mit der Kinder- und Jugendhilfe Hand in Hand. Man bleibt nur so lange im Krisenzentrum, bis sich die Situation zu Hause verbessert hat oder eben ein geeigneter Platz in einer Wohngemeinschaft gefunden ist.

Während der Öffnungszeiten der Kinder- und Jugendhilfe (meistens Mo-Fr 8-16 Uhr) kannst du dich nicht direkt an das Krisenzentrum wenden, sondern musst vorher Kontakt mit der Kinder- und Jugendhilfe aufnehmen. Außerhalb dieser Zeiten (also bei Notsituationen am Abend, in der Nacht, am Wochenende und an Feiertagen) ist es möglich, das Krisenzentrum direkt zu kontaktieren bzw. mit uns gemeinsam dort anzurufen.

Wenn du in deinem Bekannten- oder Verwandtenkreis jemanden hast, bei dem du in einer Notsituation übernachten kannst, geht das auch, wenn es deine Eltern nicht erlauben. Wenn du unter 16 Jahre alt bist, muss derjenige der dich aufnimmt, sobald als möglich, das Jugendamt darüber informieren, wo du dich aufhältst.
 

Auch von Vernachlässigung und sexueller Gewalt kann man in der Familie betroffen sein. Was das ist und wie man Hilfe bekommen kann, findest du hier:
 

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