Sucht ist nicht ein Problem weniger willensschwacher Menschen, Sucht kann jede*n betreffen.
Sucht ist eine Krankheit
Sucht ist eine Krankheit, die sowohl Auswirkungen auf den Körper als auch auf die Psyche hat. Es gibt eine Reihe von Merkmalen, die süchtige Verhaltensweisen charakterisieren. Die Merkmale helfen sowohl Expert*innen, Süchte zu erkennen, als auch jedem*jeder selbst, einzuschätzen, ob sein*ihr Verhalten schon Suchtcharakter hat oder nicht.
Merkmale der Sucht
- Kontrollverlust
Damit ist gemeint, dass man nicht mehr aufhören kann. Egal ob es um den Konsum eines Suchtmittels oder um ein bestimmtes Verhalten geht. Kontrollverlust heißt also, dass man sein eigenes Verhalten nicht mehr kontrollieren kann.
- Toleranzentwicklung
Toleranzentwicklung bedeutet, dass die Wirkung eines Suchtmittels mit Fortdauer des Gebrauchs nachlässt, da sich der Körper mehr und mehr daran gewöhnt, es also toleriert. Um dieselbe Wirkung zu erzielen, muss dann immer wieder die Dosis gesteigert werden, um die erwünschte Wirkung zu erzielen.
Trinkt jemand z. B. Alkohol, um seinen*ihren Kummer zu vergessen, wird er*sie mit Fortdauer des Trinkens immer mehr Alkohol zu sich nehmen müssen, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
- Psychische und physische Abhängigkeit
Charakteristisch für die Sucht ist die psychische Abhängigkeit, obwohl bei vielen Suchtmitteln auch eine physische (= körperliche) Abhängigkeit besteht.
Mit körperlicher Abhängigkeit ist gemeint, dass beim Absetzen einer Substanz körperliche Entzugserscheinungen, wie z. B. starkes Schwitzen, Übelkeit, Krämpfe usw., auftreten.
Psychische Abhängigkeit hingegen beschreibt die seelischen Anzeichen einer Abhängigkeit. Einfach beschrieben bedeutet psychische Abhängigkeit, dass man sich nur mehr nach der Einnahme einer Substanz oder dem Durchführen einer Handlung gut fühlt und sich einfach alles nur mehr um die Sucht dreht.
Die genannten Merkmale treten bei unterschiedlichen Süchten in unterschiedlicher Form auf.
Süchtig wonach?
Bei Abhängigkeit denken viele automatisch an bestimmte Stoffe, die man zu sich nehmen kann, z. B. an Drogen, Alkohol, Medikamente
Doch Sucht ist nicht immer an Suchtmittel gebunden.
Man unterscheidet stoffgebundene Süchte von stoffungebundenen Süchten.
Stoffgebundene Süchte
Bei stoffgebundenen Süchten besteht eine Abhängigkeit von einem Suchtmittel. Es wird also etwas konsumiert. Dabei ist dann zudem zwischen legalen und illegalen Suchtmitteln zu unterscheiden. Beispiele für legale (also vom Gesetz erlaubte) Suchtmittel sind z. B. Alkohol und Nikotin. Zu illegalen (vom Gesetz verbotenen) Suchtmitteln zählen z. B. Heroin, Kokain, Cannabis, LSD, Ecstasy.
Infos zur Wirkung von Suchtmitteln:
Stoffungebundene Süchte
Jedes menschliche Verhalten kann zur Sucht werden. Auch wenn das für dich jetzt vielleicht komisch klingt.
Der Begriff stoffungebundene Süchte fasst alle jene Süchte zusammen, bei denen eine Abhängigkeit von bestimmten Handlungen besteht. Beispiele dafür sind Spielsucht, Kaufsucht und Internetsucht.
Entstehung von Süchten
Die Entwicklung von Süchten ist sehr schwer zu beschreiben, da die Wege in die Sucht sehr unterschiedlich sind. Es ist allerdings nicht so, wie manche denken, dass eine Sucht immer von einem Tag auf den anderen entsteht. Also dass man eine Substanz einmal einnimmt und sofort süchtig ist. Es gibt allerdings einige harte Drogen, die bereits nach der ersten Einnahme abhängig machen, z. B. Heroin. Häufig folgt der Weg in die Sucht folgenden Schritten:
- Genuss:
Am Anfang steht meist der Genuss. Das bedeutet, dass eine Substanz oder ein Verhalten in einem richtigen Maß konsumiert bzw. ausgeführt wird. Z. B. mal ein Glas Sekt zum Feiern mit Freund*innen trinken oder mit Freund*innen shoppen gehen, weil man einfach Lust darauf hat.
- Missbrauch:
Missbrauch bedeutet, dass man ein Mittel oder ein Verhalten nicht mehr nach seinem Zweck verwendet, sondern als eine Möglichkeit zum Ausweichen. Z. B. um seinen Ärger abzubauen oder sich einfach abzulenken. Beispiele dafür wären shoppen zu gehen, weil man sich gerade über eine*n Freund*in geärgert hat oder Alkohol zu trinken, weil man nicht an den Liebeskummer denken möchte.
Schreck dich nicht, wenn du dich darin wieder erkennst, denn jede*r von uns "missbraucht" einmal eine Substanz oder ein Verhalten, um sich z. B. zu trösten. Und das ist auch ganz normal. Gedanken solltest du dir machen, wenn es zur Gewohnheit wird.
- Gewöhnung:
Von Gewöhnung spricht man dann, wenn der Missbrauch regelmäßig betrieben wird. Wenn der Missbrauch einer Substanz bzw. eines Verhaltens schon ganz normal ist. Z. B. ganz automatisch trinkt man jeden Tag am Abend ein Glas Wein oder immer wenn man bessere Laune haben möchte, geht man shoppen.
- Abhängigkeit:
Abhängigkeit bedeutet, dass die Substanz bzw. das Verhalten nötig wird, um das Leben zu bewältigen. Z. B. Man kann nicht fortgehen, ohne Alkohol zu trinken, man kann nicht fernsehen, ohne dabei Alkohol zu trinken, man muss shoppen gehen, um sich gut zu fühlen.
- Sucht:
Von Sucht spricht man dann, wenn das Suchtmittel oder das Suchtverhalten im Zentrum des Lebens steht. Alles dreht sich nur mehr um die Sucht. Alle anderen Dinge im Leben, die einem zuvor wichtig waren, treten völlig in den Hintergrund. Z. B. Man kann ohne Alkohol nicht mehr leben, denkt an nichts anderes mehr oder die Gedanken drehen sich nur mehr um das Shoppen, es geht schon lange nicht mehr darum, dass man sich etwas Schönes gönnt, sondern nur mehr um das Gefühl des Kaufens.
Wie schon zuvor angesprochen, passiert diese Entwicklung nicht einfach von einen Tag auf den anderen und nicht jede*r, der*die einmal etwas missbraucht, wird deshalb auf jeden Fall süchtig. Von der Entwicklung her ist es so, dass jede genannte Stufe Voraussetzung für die nächste ist. Fakt ist, dass die Entwicklung vom Genuss zur Sucht oft leicht und schnell gegangen wird, der Weg in die andere Richtung aber nur sehr langsam und schwierig zu schaffen ist.