Harmlose Nikotinbeutel - ein Irrglaube

Die Mär, Nikotinbeutel seien unbedenklich und die bessere, ja gar gesündere Alternative zum Rauchen hält sich unter Jugendlichen hartnäckig. Die Expert*innen von Rat auf Draht versuchen aufzuklären und auch in akuten Fällen zu helfen. 

Wien, am 31. Mai 2023. Neben Zigaretten und E-Zigaretten macht sich in letzter Zeit unter Jugendlichen ein neuer Trend bei Genussmitteln immer stärker bemerkbar: Nikotinbeutel - so genannte Nicotine Pouches, Nic-Bags oder Nikotinlutschsäckchen - kleine Säckchen, die in der Mundhöhle platziert werden und dort Nikotin an den Körper abgeben. Zum Weltnichtrauchertag möchte Rat auf Draht darüber aufklären, denn: „Viele Jugendliche sind der Meinung, dass es sich dabei um eine unbedenkliche Alternative zu Zigaretten handelt. Dem ist aber keineswegs so“, sagt Brigit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147 von Rat auf Draht.

Zwar enthalten sie nicht wie etwa „Snus“ (dürfen in Österreich nicht verkauft werden) zusätzlich auch Tabak, können aber genauso süchtig machen und gesundheitliche Folgen mit sich bringen. So nimmt der Körper etwa mit einem dieser Beutel, die zehn bis 60 Minuten zwischen Zahnfleisch und Ober- oder Unterlippe getragen werden, sehr viel Nikotin auf, oft um einiges mehr als bei einer Zigarette. Überdosierungs- und Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit und Durchfall können die Folge sein. „Langfristig ist dadurch auch das Risiko für Raucher*innenerkrankungen wie Lungenkrebs, Herzinfarkt oder Atemwegserkrankungen erhöht, wenn auch geringer als durch das Rauchen“, so Satke. Hinzu kommen die klassischen Wirkungen des Nikotins: schneller Gewöhnungseffekt, schnelle Abhängigkeit, Entzugserscheinungen (Unruhe, Gereiztheit, Schlafstörungen, etc.) sowie erhöhtes Thromboserisiko.

Gruppendruck, Überdosierung und Aufhören

Wie die Gespräche mit jugendlichen Anrufer*innen zeigen, ist es bei Nikotinbeuteln ähnlich wie auch beim Rauchen meist der Gruppendruck, der sie zum Ausprobieren bringt. „Wir hören oft, dass der ganze Freundeskreis das nimmt und Jugendliche sich nicht zugehörig fühlen, wenn sie es nicht auch machen. Die Jugendlichen wünschen sich dann von uns einen Rat, wie sie damit umgehen sollen. Daneben gibt es auch Anrufe, wo sich die Jugendlichen akut in einer Überdosierungsphase mit Übelkeit oder Schwindel befinden“, erklärt Satke. Auch Tipps, wie man am besten wieder mit Nikotinbeuteln aufhören kann, werden eingeholt.

Aufklärung und Sensibilisierung

Die Expert*innen von Rat auf Draht setzen bei dem Thema Nikotinbeutel jedenfalls auf Aufklärung, Information und Prävention - auf den Beratungskanälen und auf anderen Ebenen, wie etwa in Form eines Online-Vortrags für Kinder und Jugendliche in Kooperation mit der ÖGK. „Wir möchten bei den Jugendlichen ein Bewusstsein dafür schaffen, dass diese Nikotinbeutel nicht so harmlos sind, wie es vielleicht den Anschein haben mag und das ohne zu schulmeistern und zu verurteilen. Bei Fällen, wo sich Jugendliche damit überdosiert haben, bieten wir rasche Hilfe, versuchen zu beruhigen und klären über weitere Schritte auf“, so Satke.

Neben den Tipps zum Aufhören werden den Jugendlichen vom Berater*innenteam auch Alternativen zu vermeintlich positiven Effekten von Nikotin aufgezeigt. „Wir sprechen auch viel darüber, wie man sich ohne Nikotin entspannen oder seine Konzentration verbessern kann“, erklärt Satke.

Zum Online-Vortrag „Let’s talk about… Snus, Pouches & Co.“ von Rat auf Draht in Kooperation mit der ÖGK geht’s hier.

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