Rat auf Draht: Das hat Österreichs Familien 2022 beschäftigt
Die Stimmung unter Österreichs Kindern und Jugendlichen war heuer eher düster. Schuld sind Krieg und Pandemie, meldet Rat auf Draht. Auch deren Eltern kämpften mit dem Dauerkrisenmodus. Eines ist allen gemein: Der Wunsch nach der Rückkehr zur Normalität.
Das Jahr 2022 stellte die Psyche von Jung und Alt in vielerlei Hinsicht auf die Probe: Die Corona-Krise noch nicht ausgestanden, gesellten sich mit dem Krieg in der Ukraine und den daraus resultierenden Folgen Belastungen hinzu, wie sie die Zweite Republik noch nicht gesehen hatte. Niederschwellige Beratungsangebote wie die Notrufnummer 147 sowie die Elternseite für Eltern und Bezugspersonen von Rat auf Draht bewiesen einmal mehr ihre Systemrelevanz und taten ihr Möglichstes, um den Menschen eine seelische Stütze zu sein. Doch welche Themen beschäftigten Österreichs Familien 2022 besonders?
Kinder & Jugendliche: Pandemie & Krieg schüren Hoffnungslosigkeit und Ängste
Bei Kindern und Jugendlichen gibt es Unterschiede, was die Altersgruppen betrifft, weiß Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147: „Bei den elf- bis 14-Jährigen sind es eher Probleme unter Gleichaltrigen, in der Familie oder der Schule sowie Zukunftsängste. Bei 15- bis 18-Jährigen und jungen Erwachsenen sind die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, Zukunftsängste, Überforderung, mentale und psychische Gesundheit bis hin zu Suizidgedanken vorherrschend“. Besonders der Krieg und seine Folgen hätten deutliche Spuren hinterlassen und würden Angst, Trauer, Wut und Hoffnungslosigkeit bei den Jugendlichen auslösen. „Die Stimmung der jungen Generation ist daher eher pessimistisch, von Angst und Hoffnungslosigkeit geprägt und strapaziert zunehmend ihre psychische Gesundheit“, resümiert Satke.
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Beratungen länger und intensiver
Um Derartiges zu besprechen, braucht es Zeit. Daher hat sich auch die Dauer der Beratungsgespräche im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent verlängert. „Die Anfragen zu den Themen psychische und mentale Gesundheit haben heuer aus genannten Gründen zugenommen. Darüber zu reden, ist für die Hilfesuchenden oft nicht leicht und kostet große Überwindung. Daher sind solche Beratungsgespräche sehr komplex und dauern länger“, so Satke.
Krisen lassen Eltern nicht zur Ruhe kommen
Auch den Eltern waren die zusätzlichen Belastungen deutlich anzumerken, wie Silvie Haring, Beraterin der Elternseite von Rat auf Draht, zu berichten weiß: „Neu ist die enorme Dichte an Krisen und das Gefühl, nicht zur Ruhe zu kommen. In der ersten Phase beschäftigte Eltern sehr, ob und wie sie mit Kindern über den Krieg in der Ukraine sprechen können. Später kamen mit der Energiekrise und der Teuerungswelle weitere Herausforderungen dazu. Dadurch hat sich die allgemeine Belastung verstärkt“. Daneben suchen Erwachsene hautsächlich Rat zu Themen wie Erziehungsproblemen (Überforderung, Grenzen setzen, etc.), Pubertät (z.B. Konflikte und Streit), familiären Krisen (Trennung, Scheidung, Streit, etc.) und psychischen Auffälligkeiten bei Kindern. „Bei Letzteren ging es vor allem um Depression, Angst und Suizidalität den Nachwuchs betreffend, was wiederum das Stimmungsbild unter den Jugendlichen bestätigt“, sagt Haring.
2023 wird nicht minder fordernd
Auch im kommenden Jahr dürften die psychischen Belastungen nicht weniger werden. „Die Auswirkungen des Krieges und der Corona-Pandemie werden noch deutlich spürbar sein und in manchen Bereichen erst in vollem Ausmaß sichtbar werden. Darüber hinaus werden die Jugendlichen auch die globale Klimaveränderung und Umweltschutzthemen sowie Gedanken zur Ausbildung und der beruflichen Zukunft beschäftigen“, meint Satke. Haring ergänzt: „Zu befürchten ist, dass der Dauerkrisenzustand auch bei den Eltern nicht ohne Folgen bleibt. Eine stärkere Überlastung, vermehrte Konflikte oder psychische Auffälligkeiten könnten die Konsequenzen sein“.
Rat auf Draht - die starke Schulter für Familien
Anders ausgedrückt: Österreichs Familien werden auch 2023 mehr denn je eine starke Schulter brauchen. Daher wird Rat auf Draht seine Beratungsangebote auch im kommenden Jahr auf die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe ausrichten. „Wir orientieren uns an den Themen und Problemlagen der Kinder und Jugendlichen, reagieren immer sehr rasch auf Veränderungen und Trends in unserer Zielgruppe und adaptieren unsere Angebote dementsprechend“, sagt Satke. Auch die Elternseite wird im nächsten Jahr zielgenauer auf die Bedürfnisse von Eltern reagieren. Denn alle Familienmitglieder haben eines gemeinsam: Sie wünschen sich sehnlichst eine Rückkehr in die Normalität und keine zusätzlichen neuen Krisen. „Das kann Rat auf Draht zwar nicht vollbringen, sehr wohl aber auch 2023 den Menschen - so wie immer - mit Rat und Tat zur Seite stehen“, so Satke abchließend.