Rat auf Draht: Tipps für ein angstfreies Halloween
Halloween bringt nicht allen Kindern und Jugendlichen nur Spaß und Freude, viele kämpfen auch mit Ängsten. Die Expert*innen von Rat auf Draht geben Tipps, wie man damit umgeht.
Für viele Kinder und Jugendliche ist Halloween ein freudiges Ergebnis, dem sie schon Wochen davor entgegenfiebern. Doch nicht alle finden es witzig, Hexen, bluttriefenden Zombies oder klappernden Skeletten zu begegnen oder sich im Fernsehen von derartigen Inhalten gruseln zu lassen. „Diese Kinder und Jugendliche melden sich dann bei uns und wollen wissen, wie sie mit ihren Ängsten umgehen sollen und diese überwinden können. Auch der Gruppendruck spielt hier eine wichtige Rolle. Wenn man bei einem Halloweenfest nicht mitmacht, weil man Angst hat und sich fürchtet, wird man oft als Spielverderber angesehen“, erklärt Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147 bei Rat auf Draht.
Damit das „schaurige“ Fest für Kinder und Jugendliche dennoch möglichst angstfrei über die Bühne gehen kann, haben die Expert*innen von Rat auf Draht ein paar Tipps zusammengetragen, die sie in Gesprächen oft weitergeben.
Es ist okay, Angst zu haben
„Generell ist die Angst ein wichtiges Gefühl, weil sie uns vor schlechten und gefährlichen Situationen warnt“, sagt Satke. Kinder brauchen Ängste für die Entwicklung, denn sie testen damit aus, was sie sich zutrauen und welchen Situationen sie sich ausliefern können. Dabei sollten sie allerdings selbst bestimmen können, inwieweit sie sich einer Situation aussetzen, sollten auf jeden Fall die Kontrolle über das Geschehen behalten können und niemals zu etwas gedrängt werden. So lernen Kinder Strategien zu entwickeln, um mit Ängsten umzugehen sowie Hemmschwellen zu überwinden und sind nach jeder überstandenen Angst einen Schritt weiter. „Jede*r hat einmal Angst und dafür muss man sich nicht schämen“, so Satke.
Keine Lust auf Süßes oder Saures?
Stichwort Gruppenzwang: Wie geht man damit um, wenn man gar keine Lust hat verkleidet Süßigkeiten sammeln oder auf eine Halloweenparty zu gehen? „Wir raten Anrufer*innen in solchen Fällen, zu sich selbst zu stehen. Das erfordert Mut, der sich aber lohnt. Denn auch mal „Nein“ zu sagen wird von wahren Freund*innen auch akzeptiert. Sie verlangen nicht, dass man etwas tut, das unangenehm oder gar schädlich ist“, so Satke.
Die „Lust am Gruseln“?
Gerade rund um Halloween wimmelt es auf Social Media, im TV oder auch in der Öffentlichkeit vor gruseligen Inhalten oder Horror-Darstellungen. „Wenn etwa bei Halloweenfilmen Hexen, Vampire, Monster oder Gespenster auftreten, erleben Kinder und Jugendliche dies oft als Gratwanderung zwischen „Lust am Gruseln“ und echten Ängsten“, so Satke. Der Hinweis, es sei doch „nur ein Film“, helfe wenig. Um sich die Angst nach einem Horrorfilm oder anderen gruseligen Inhalten etwas zu nehmen, hilft beispielsweise:
- Ablenkung: Nach einem Horrorfilm bewusst Filme, Videos oder Serien mit humorvollem Inhalten ansehen bzw. Inhalte ohne Brutalität oder Gewalt. Auch Zeichnen, Comics lesen oder das Durchblättern einer Zeitschrift kann helfen.
- Sport machen/Dampf ablassen: Bewegung kann den Stress, der durch die Angst ausgelöst wird, reduzieren. Schon ein paar Minuten Bewegung können helfen, z. B.: eine Runde laufen gehen, tanzen, Kniebeugen machen, Stiegen steigen, etc.
- Nicht alleine bleiben: Kontakt zu Freund*innen oder der Familie suchen, gemeinsam Zeit verbringen, reden oder etwas unternehmen.
- Licht anlassen: Das hilft ganz besonders, wenn man vor Angst nicht einschlafen kann oder man plötzlich aus Angst aufwacht, weil man schlecht geträumt hat.
- Entspannende Musik: Auch Hintergrundmusik kann beim Einschlafen helfen.
Stell dich der Angst
„Auch, wenn es schwierig ist, raten wir den Anrufer*innen stets dazu, sich ihren Ängsten zu stellen und sie nicht zu unterdrücken oder ihnen aus dem Weg zu gehen. Denn je öfter man sich vor der Angst drückt, umso schlimmer wird sie“, resümiert Satke. Ein erster Schritt kann sein, mit anderen darüber zu reden. „Oft wirkt es schon entlastend, wenn die Angst einmal ausgesprochen ist und man nicht mehr alleine damit fertig werden muss“, so die Expertin.
Angst ernst nehmen
Bei all diesen Tipps sei dennoch gesagt: Sollte die Angst jedoch zu groß werden, ist es wichtig diese ernst zu nehmen und mit einer Vertrauensperson darüber zu reden. „Angst kann auch zur Krankheit werden, nämlich dann, wenn sie einen daran hindert, Dinge zu tun, die man gerne machen würde oder machen sollte. Bekommt ein Kind oder Jugendlicher Panikattacken, entwickelt eine Phobie oder hat so ausgeprägte Ängste, dass diese den Alltag prägen, sollte unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden“, so Satke abschließend.
Auch die Rat auf Draht Elternseite hat sich mit dem Reiz am Grusel auseinandergesetzt und gibt Tipps für Eltern und Bezugspersonen zum Thema Halloween: https://elternseite.at/de/themen/halloween-reiz-am-grusel
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