"Heute fühle ich mich so richtig depressiv." Ein Satz, den du in deiner Umgebung wahrscheinlich schon das eine oder andere Mal gehört hast. Im Alltag wird der Begriff oft dafür verwendet, um auszudrücken, dass es einem nicht so gut geht, man sich eher niedergeschlagen und kraftlos fühlt.
Dass man einmal nicht so gut drauf ist, sich traurig und niedergeschlagen fühlt, gehört zum Leben dazu. Gerade auch während der Pandemie ist für viele spürbar, dass es ihnen nicht gut geht.
In der Pubertät kann das auch noch verstärkt sein, weil die Stimmung noch zusätzlich durch Hormonumstellungen beeinflusst sein kann. Natürlich haben auch die ganzen Änderungen, die der Körper durchmacht in der Zeit einen Einfluss. Das ist ganz normal und gehört auch dazu. Es gibt allerdings auch Phasen in denen es einem nicht gut geht und die bereits ein Zeichen für eine psychische Erkrankung sind. Der Übergang ist zwar fließend, aber es ist ein großer Unterschied, zwischen "Mir geht es gerade nicht so gut" und einer Depression. In beiden Fällen ist es gut, Unterstützung zu bekommen. Der Unterschied liegt darin, dass eine Depression eine psychische Erkrankung ist, die, genauso wie ein Beinbruch, eine Behandlung braucht, damit es einem wieder besser geht.
Dass man einfach davon spricht depressiv zu sein, macht es oft schwierig, für sich zu merken, wann man Unterstützung braucht. Wir versuchen ein bisschen Klarheit zu schaffen, wann man von einer depressiven Episode, also einer Erkrankung spricht.
Depression - Was ist das?
Eine Depression oder depressive Episode ist eine psychische Erkrankung, bei der die Stimmung gedrückt ist. Sie kann auch mit Ängsten kombiniert sein. Viele stellen sich bei einer Depression vor, dass sie dann nur mehr im Bett liegen können und total traurig sind. Doch die Krankheit hat durchaus bei jedem auch unterschiedliche Gesichter. Was sind häufige Symptome, also quasi Merkmale?
Symptome einer depressiven Episode
Häufige Merkmale
- gedrückte Stimmung: Man fühlt sich einfach traurig, nicht gut drauf, nichts interessiert einen so wirklich
- Antriebslosigkeit: Man kann sich irgendwie zu nichts aufraffen
- ein deutlich herabgesetztes Interesse an Freund*innen und Familie
- wenig Selbstvertrauen
- starke Schuldgefühle
- Gefühle der Hilflosigkeit
- das Gefühl, wertlos zu sein
- Unruhe, Schlafschwierigkeiten
- Energielosigkeit
- Konzentrationsprobleme
- kein Appetit
- häufiges Weinen oder auch schnelles wütend Werden und gereizt sein. Man spricht dann auch davon, dass die Person eine geringe Frustrationstoleranz hat.
- Suizidgedanken
Wie gesagt, jeder von uns fühlt sich einmal eine zeitlang traurig und hat zu nichts Lust. Hier ist Unterstützung wichtig und hilfreich. Es ist aber keine Erkrankung und man kommt aus diesen Phasen durchaus auch ohne Behandlung heraus. Von einer depressiven Episode spricht man dann, wenn mehrere dieser Merkmale über Wochen nahezu täglich zu beobachten sind. Einen Unterschied macht auch, ob schöne Ereignisse deine Stimmung noch beeinflussen oder egal, wie der Tag war oder was du erlebst, du gar nicht mehr aus dieser Stimmung heraus kommst.
Je nach Schwere gibt es verschiedene Ausprägungen einer depressiven Episode. Bei einer leichten schaffen es Betroffen durchaus noch, Leistung zu bringen und z. B. in die Schule oder zur Lehre zu gehen. Auch Freund*innen werden oft durchaus noch getroffen.
Je schwerer die Erkrankung, umso mehr Sypmtome können dazu kommen. Irgendwann schafft man es kaum oder gar nicht mehr alltägliche Dinge zu erledigen oder fühlt sich so hilflos, hat das Gefühl, sich selbst gar nicht mehr zu kennen. Oftmals wird Betroffenen vorgeworfen, sie machen es sich leicht. Doch das hat so gar nichts damit zu tun. Die Krankheit macht gewisse Dinge einfach unmöglich. Mit einem gebrochenen Bein kann man auch nicht einfach weiter laufen, wenn man sich "zusammenreißt". Eine Depression ist eben auch eine Krankheit, die man mit einer Behandlung in den Griff bekommen kann.
Depression bei Jugendlichen
Früher ging man davon aus, dass nur Erwachsene diese psychische Krankheit bekommen können. Heute weiß man allerdings, dass auch Kinder und Jugendliche davon betroffen sind. Gerade da ist es nochmal schwieriger zu unterscheiden, ob es jemandem gerade nicht besonders gut geht oder ob jemand an einer Depression erkrankt ist.
Denn bei Jugendlichen äußert sich die Krankheit oft ein wenig anders. Jede*r zeigt unterschiedliche Symptome. Ein Merkmal alleine reicht auch im Jugendalter nicht für eine Diagnose aus. Wenn allerdings mehrere der in der Folge aufgezählten Merkmale zutreffen, sollte man zumindest eine*n Expertin*Experten aufsuchen.
- Traurigkeit ohne, dass man selbst einen Grund dafür ausmachen kann
- Rückzug von Freund*innen und Familie
- Schwierigkeiten in der Schule
- Schuldgefühle
- Andauerndes Gefühl von Hoffnungslosigkeit ("Es ist doch eh alles egal!")
- Immer wieder Gedanken an Suizid
- Sich selbst wertlos fühlen
- Probleme beim Ein- oder auch Durchschlafen
- Veränderter Appetit
- Probleme beim Konzentrieren
- Selbstverletzungen (z. B. Ritzen)
- Das Gefühl keine Kraft zu haben
- Gefühl, hilflos zu sein
- sehr riskantes Verhalten
- Gefühl sich selbst zu hassen
- Keine Lust an Dingen, die dir sonst Freude bereitet haben
Selbst betroffen?
Erkennst du dich in den Beschreibungen oder hast du das Gefühl, dass das auf Freund*innen von dir zutrifft? Wir sind jederzeit da, um einfach mal zuzuhören. Du kannst dich völlig anonym melden. Vielleicht gibt es in deinem Umfeld auch Erwachsene, denen du vertraust?
Hol' dir Unterstützung, denn eine Depression kann man sehr gut behandeln. Sie geht aber eben nicht einfach wieder weg. Sie braucht Behandlung, genauso, wie wenn du dir den Arm brichst. Je früher du dir Unterstützung an die Seite holst, umso besser kann dir auch geholfen werden. Viele berichten, dass sie sich lange nicht getraut haben, mit jemandem darüber zu sprechen. Dass sie jetzt aber total erleichtert sind. Viele sagen auch, dass sie sich mit der Behandlung endlich wieder wie sie selbst fühlen.
Eine Behandlung wird immer an die Person angepasst. Grundsätzlich kann eine Depression mit Psychotherapie oder klinisch-psychologischer Behandlung und/oder mit Medikamenten (Antidepressiva) behandelt werden. Bei leichten depressiven Phasen können auch Präparate aus Johanniskraut wirksam sein.
Unglaublich wichtig ist, dass man sich an Ärzt*innen, Therapeut*innen oder Psycholog*innen wendet, die spezialisiert mit Jugendlichen arbeiten. Denn sie haben viel Erfahrung, wie sich eine depressive Episode bei Jugendlichen zeigt. Sie wissen auch, welche gezielte Behandlung gerade für junge Menschen passt. Denn das, was einem Erwachsenen hilft, muss noch lange keinem Jugendlichen helfen!
Es gibt auch so viele Geschichten rund um Medikamente bei psychischen Erkrankungen. Klar, sie können, so wie alle Medikamente auch Nebenwirkungen haben. Es ist okay, dass du dir Gedanken machst und wissen möchtest, wie sie genau wirken und was auch konkrete Nebenwirkungen sind. Oder auch wie lange es überhaupt dauert, bis man eine Wirkung spüren kann. Wichtig ist, alle Fragen die du hast, auch an den*die behandelnde*n Ärzt*in zu stellen. Oft ist es auch ein Weg dahin, eine Behandlung zu finden, die wirklich zu dir passt. Du darfst alles, was du denkst und willst auch klar aussprechen. Es gibt auch viele Ärzt*innen, die gerade bei leichten depressiven Episoden auch pflanzliche Alternativen gemeinsam mit Therapie vorschlagen.
Wenn wir uns ein Bein brechen, dann ist das, was es zur Heilung braucht, meist auch nicht das, was wir uns wünschen. Wer mag schon freiwillig eine Operation oder einen Gips. Trotzalledem lassen wir uns bei körperlichen Dingen oft leichter helfen. Es gibt auch viele Prominente und Influencer*innen, die an psychischen Krankheiten leiden. Oft erzählen sie, wie sehr ihnen die Behandlung geholfen hat, sich eben wieder wie sie selbst zu fühlen. Vielleicht kann dir auch deren Geschichte ein wenig die Angst nehmen.
Feststellen, ob du an einer depressiven Episode leiden könntest, können etwa Psychiater*innen, aber auch Klinische Psycholog*innen. Trau dich, auch deinen Eltern zu sagen, wenn du dich bei einer Ärzt*in, aber auch einer Psycholog*in oder einer Therapeut*in nicht wohl fühlst! Es braucht ein Vertrauensverhältnis zwischen euch!
Depressive Verstimmung
Uns ist wichtig, noch einmal klar zu stellen, dass eine Depression eine Erkrankung ist. Diese kann man nicht einfach durch ein bisschen Anstrengen oder ein paar Tipps wegmachen. Sie braucht wie jede andere Krankheit auch eine professionelle Behandlung.
Eine depressive Verstimmung, also eine Zeit in dem es einem nicht so gut geht oder es auch einen klaren Anlass gibt, der dich belastet, gibt es allerdings einiges, was du tun kannst, damit es dir wieder besser gehen kann. Oder auch, damit du wieder ein bisschen mehr Kraft bekommst. Vielleicht merkst du, dass es dir gerade nicht gut geht. Es gibt zwar auch super schöne Momente, trotzdem geht dir irgendwie die Luft aus?
Es gibt einiges, dass du tun kannst, damit es deiner Psyche wieder besser geht.
Licht - Schau, dass du jeden Tag raus gehst. Auch wenn nicht die Sonne scheint, ist das Tageslicht draußen um ein Vielfaches erhöht als drinnen. Das Licht spielt eine wesentliche Rolle für das Befinden deiner Psyche.
Sport und Bewegung - Gerade wenn wir Sport treiben, werden so etwas wie körpereigene Glückshormone frei gesetzt, die uns bei Stimmungstiefs helfen können.
Entspannung - Ruhige Pausen, die du dir gönnst sind unglaublich wichtig. Leg dich aufs Bett und höre dir Musik an, die dich runter bringt und entspannt oder es sogar schafft, dich in eine schöne Stimmung zu versetzen. Vielleicht magst du auch gezielte Atemübungen ausprobieren oder dir in YouTube eine Fantasiereise anhören.
Ernährung - eine ausgewogene Ernährung wirkt sich tatsächlich positiv auf die Psyche aus. Alles ist erlaubt, auf die Mischung kommt es drauf an. Es ist voll okay, etwa Zucker zu essen. Sich fast ausschließlich von Süßem zu ernähren, kann sich negativ auf die Stimmung auswirken.
soziale Kontakte - Gespräche mit Personen, die dir sehr nah sind, sind ein sehr wichtiger Ausgleich. Überlege, wem du ehrlich sagen kannst, wie du dich gerade fühlst. Oft kann man sich auch gegenseitig stützen und austauschen, was dem jeweils anderen hilft. Ein Spaziergang draußen mit einer dir wichtigen Person, vereint gleich drei Bereiche die dir gut tun können. Bewegung, Licht und sozialer Kontakt.
Schlaf-Wach-Rhytmus - regelmäßig zur gleichen Zeit schlafen zu gehen und auch aufzustehen, hilft seine Psyche in Balance zu halten. Klar, kannst du am Wochenende ausschlafen. Wenn du merkst, dass du ständig komplett unterschiedlich ins Bett gehst, kann das einen Einfluss haben, wie du dich fühlst.