Sexualisierte Gewalt - Prävention und Hilfe für Kinder und Eltern

Rat auf Draht appelliert an Betroffene von sexualisierter Gewalt: Nicht damit allein bleiben.

Wien, am 7. März 2024. Der aktuelle, besonders schwere Fall von sexualisierter Gewalt lässt auch die erfahrenen Expert:innen von Rat auf Draht fassungslos zurück. Das Beratungsteam, dass auf über 35 Jahre Erfahrung in der Beratung von Kindern, Jugendlichen und Eltern zurückblickt, beobachtet generell seit einiger Zeit einen Anstieg von Gewalt bei Jugendlichen. Die Anfragen zu dieser Thematik stiegen allein von 2022 auf 2023 um 9,42 Prozent von 2.740 Anfragen auf 2.998.

Darunter fällt neben der körperlichen und der psychischen Gewalt auch sexualisierte Gewalt. Nicht selten treten verschiedene Formen von Gewalt auch gemeinsam auf. Tendenziell erleben mehr Mädchen und Frauen sexualisierte Gewalt, doch auch immer mehr Jungen und junge Männer sind davon betroffen.

Daher appelliert Rat auf Draht, sich im Ernstfall auf jeden Fall Unterstützung zu holen. „Wir verstehen, dass es gerade bei sexualisierter Gewalt oft sehr schwerfällt, sich jemandem anzuvertrauen, da Betroffene oft durch Angst und Scham stark belastet sind. Ganz wichtig ist aber, gerade in so einer Situation nicht damit allein zu bleiben“, sagt Birgit Satke, Leiterin der Notrufnummer 147 bei Rat auf Draht. Bei Rat auf Draht können Kinder und Jugendliche besonders niederschwellig, anonym und kostenlos Kontakt aufnehmen. „Unsere Anrufer:innen können absolut unerkannt bleiben, müssen weder Namen, Adresse oder Alter nennen. Ein Anruf bei 147 erscheint auch nicht auf der Telefonrechnung“, so Satke. Da es nicht leicht ist, über persönliche Probleme zu sprechen, unterstützt das erfahrene, multiprofessionelle Beratungsteam auch bei Bedarf mit behutsamen Fragen. Gemeinsam mit den Betroffenen wird dann im Gespräch nach entsprechenden Lösungen gesucht, wie etwa die Weiterleitung an Hilfsangebote, die auf Wunsch auch in Konferenzschaltung erfolgen können. „Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass es bereits sehr entlastend wirkt, mit jemandem darüber zu sprechen und dies der erste wichtige Schritt zur eigentlichen Lösung ist. Daher können wir alle Betroffenen nur ermutigen, sich jemandem anzuvertrauen - einer Bezugsperson, der man vertraut oder auch einem professionellen Hilfsangebot“, sagt Satke.

Zudem arbeitet Rat auf Draht auch stark präventiv: "Wir versuchen bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass in der Sexualität nur das erlaubt ist, was die daran beteiligten Personen auch wirklich selbst wollen. Hält sich etwa jemand nicht an ein „Nein“ - egal ob es dabei um eine Berührung, eine ungute Anmache, Blicke oder anzügliche Bemerkungen geht – ist das schon der Beginn sexualisierter Gewalt", erklärt Satke.

Eltern sollten beim kleinsten Verdacht auf sexualisierte Gewalt - oder auch jeglicher anderen Form von Gewalt - nicht davor zurückschrecken, es anzusprechen. „Wenn Sie den Eindruck haben, dass etwas nicht stimmt, reden sie mit Ihrem Kind darüber. Üben Sie dabei keinen Druck auf Ihr Kind aus und drängen Sie es zu nichts, was es nicht selbst möchte. Machen Sie Ihrem Kind keinesfalls Vorwürfe oder Schuldzuweisungen und unterstützen Sie es behutsam bei möglichen weiteren Handlungsschritten“, so Satke. Auch für Eltern und Bezugspersonen kann diese Situation sehr belastend sein und es ist keine Schande, sich Hilfe zu holen. Die Expert:innen der Elternseite (elternseite.at) von Rat auf Draht, stehen via Videochat zum Austausch zur Verfügung.

 

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