Peerberatung wird auf wöchentliches Angebot ausgebaut – Fokus auf sexualisierte Gewalt im Netz

Jugendliche beraten Jugendliche bei Rat auf Draht ab sofort wöchentlich. Bundeskanzleramt finanziert Ausweitung mit Schwerpunkt auf sexualisierte Gewalt im Netz.

Wien, am 19. Oktober 2023. Vom Piloten in Serie: Die Peerberatung von Rat auf Draht, wo Jugendliche von Gleichaltrigen beraten werden, wird ab Herbst 2023 ein dauerhaftes, wöchentliches Angebot. Was als Pilotprojekt im Jahr 2021 startete, hat sich durch die enorm hohe Nachfrage der jugendlichen Zielgruppe, zu einer nicht mehr wegzudenkenden Alternative in der psychosozialen Beratung junger Menschen entwickelt. „Wir befinden uns nach einer Pilotphase und einem Betrieb von zwei Beratungen pro Monat nun quasi in Staffel Drei mit wöchentlichen Folgen“, freut sich Christine Piriwe, inhaltliche Projektleiterin der Peerberatung und langjährige Beraterin der Notrufnummer 147 von Rat auf Draht.

Denn langfristiges Ziel war es immer, die Peerberatung dauerhaft und wöchentlich anbieten zu können. Dafür brauchte es allerdings weitere finanzielle Unterstützung, die sich nun in Form der Bundesjugendförderung des Bundeskanzleramts, fand. “Mit der Ausweitung bauen wir die Beratungsangebote für junge Menschen weiter aus und stärken damit ihre psychische Gesundheit. Wir müssen mit Tabus brechen und offen über psychische Gesundheit reden, besonders wenn es sexualisierte Gewalt geht. Am besten tut man das mit ausgebildeten Gleichaltrigen wie es dieses Angebot vorsieht. Ich bin froh, dass wir hier mit Rat auf Draht seit Jahren einen verlässlichen und etablierten Partner haben“, zeigt sich Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm vom Projekt überzeugt.

Das Geheimnis, warum die Peerberatung so gut angenommen wird, liegt in der Beratung selbst: Jugendliche im Alter von 16 bis 21 Jahren beraten Gleichaltrige via Chat. „Es hat sich gezeigt, dass unser Ansatz, dass es für viele Jugendliche einfacher ist, sich bei gewissen Themen Personen anzuvertrauen, die vielleicht die gleichen Dinge durchmachen oder gerade erst erlebt haben, richtig ist“, so Piriwe. Die Peerberater*innen, derzeit sind es sieben, wurden von erfahrenen Mitarbeiter*innen von Rat auf Draht vorab geschult und inhaltlich gut vorbereitet. Auch während der Beratungstermine selbst steht ihnen stets eine erfahrene Unterstützung zur Seite.

Schwerpunkt sexualisierte Gewalt im Netz

Neu ist auch der Schwerpunkt in der Beratung: Waren es in der Vergangenheit so genannte Themenchats mit unterschiedlichen Inhalten je Termin, so liegt der Fokus nun auf sexualisierter Gewalt im Netz, wie Cyber Grooming, Sextorion oder sexueller Belästigung online. Gerade hier kann der Austausch mit Gleichaltrigen hilfreich sein: „Sexualisierte Gewalt im Netz wird meist von Erwachsenen ausgeübt, daher scheint für viele der Austausch mit einer erwachsenen Person dazu erstmal unvorstellbar. Vor allem dann, wenn es darum geht, offen darüber zu sprechen“, sagt Piriwe. Zudem sei dabei auch die Hemmschwelle niedriger, an weitere Stellen verwiesen zu werden. In einem akuten Krisenfall könne etwa an die klassische Rat auf Draht Chatberatung, die zur selben Zeit stattfindet, übergeben werden. Darüber hinaus handelt es sich um eine Thematik, die bei Kindern und Jugendlichen immer relevanter wird. So stiegen etwa die Anfragen zu Sextortion auf der Notrufnummer 147 im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2022 um 39,05 Prozent von 105 auf 146 Beratungen.

In erster Linie versteht sich die Peerberatung allerdings als präventives Angebot, das emotionale Entlastung, eine Stärkung der individuellen Selbstwirksamkeit, Verständnis für die psychischen Belastungsmomente sowie aktuelle, wie auch präventive Handlungsperspektiven und Auskunft zur Thematik bieten soll. „Jugendliche sollen vorweg schon die Möglichkeit haben, über Gefahren offen sprechen zu können und die notwendigen Fähigkeiten erhalten, wie sie sich schützen und das Internet als einen Raum nutzen können, vor dem sie sich nicht fürchten müssen“, sagt Piriwe.

Die zusätzlichen finanziellen Mittel ermöglichen nicht nur eine höhere Beratungsfrequenz, sondern auch eine qualitative Verbesserung des Angebots sowie auch Benefits für die jugendlichen Berater*innen selbst. „Wir können unseren Peerberater*innen nun auch Supervision und externe Fortbildungen anbieten. Außerdem erhalten sie die Möglichkeit, sich im sozialen Berufsfeld ausprobieren zu können, lernen nicht nur Beratungsskills, sondern dürfen mitbestimmen und sind bei Projektentscheidungen eingebunden“, erklärt Piriwe.

Die Peerberatung von Rat auf Draht findet ab sofort unter jeden Mittwoch von 18:00 bis 20:00 Uhr statt.

Mehr Infos zur Peerberatung generell gibt es hier.

 

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